Hacker-Angriffe: Vermeintliche Robin Hoods aus dem Netz

Hacker-Angriffe auf Unternehmen und Organisationen

Sie nennen sich Anonymous, Teampoison, Lulzsec oder bleiben gleich von vorneherein namenlos: Computer-Hacker, die von ihren Rechnern aus über die unendlichen Weiten des Internets scheinbar gottgleich und allmächtig in unsere alltägliche Welt zu regieren versuchen. In eine Welt, die von Tag zu Tag abhängiger wird von Computern und vom Internet — und die damit fast schon zwangsläufig immer mehr Einfallstore all’ jenen bietet, die die elektronischen Mechanismen beherrschen. Man mag dies bedauern, aber zu ändern ist es kaum mehr: Der Weg in die Informationsgesellschaft und ins globale Dorf ist bereits fest programmiert.

Doch das ist letztlich nicht das Problem. Das entsteht durch das Handeln der Hacker — und die dahinter stehenden Denkweisen. Die Mitglieder von Anonymus etwa erklären stets, Menschenrechtsverletzer, Zensoren und Diktatoren als Ziele anzuvisieren. Motto: Wir sind die Guten, die anderen die Bösen. Der jüngste Angriff auf das Sicherheitsunternehmen Stratfor, das als eine Art Privat-Geheimdienst seine Kunden über weltpolitische Sicherheitslagen informiert, scheint dies zu unterstreichen: Mit dabei „erbeuteten“ Kreditkarten-Daten hat das Anonymous-„Kollektiv“ angeblich „Spenden“ in Höhe von einer Million US-Dollar an karitative Organisationen überwiesen — wie Robin Hood, der angeblich im Mittelalter in England lebte und die Reichen bestahl, um den Armen zu helfen.

Zwar glauben die meisten Historiker, dass es Robin Hood nie gegeben hat. Trotzdem hat die Sage im Laufe der Geschichte zahlreiche Menschen inspiriert, möglicherweise auch die Hacker von Anomymous und Teampoison. Beide Gruppen starteten kürzlich die „Operation Robin Hood“. Ziel: Durch Hacker-Angriffe Geld von oben nach unten umzuverteilen. Doch ob und wie die Verteilung erfolgt, ist offen.

Da stimmt das Motto, mit dem die meisten Hacker-Botschaften unterzeichnet sind, sehr nachdenklich: „Wir sind Anonymous. Wir sind viele. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns!” Es ist allerdings schwierig — und problematisch — jemandem zu vertrauen, der völlig „anonym“ ist und nur als „großer Bruder“ in Erscheinung tritt. Vor allem dann, wenn man George Orwells Buch „1984“ gelesen hat.

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