Gesundheit ist ein wertvolles Gut

Wohlbefinden im Alter ist auch eine Frage des Geldes

Jeder Zweite über 70 fühlt sich gesund. Und je geringer der Schulabschluss desto schlechter ist das Befinden im Alter. Das sind die Kernaussagen einer Studie des Robert-Koch-Institutes (RKI). Sie zeigen das gesamte Spannungsfeld von Arbeitsmarkt-, Sozial- und Gesundheitspolitik. Auf den ersten Blick kann das Ergebnis der Studie nur optimistisch stimmen. In Deutschland werden die Menschen nicht nur immer älter, sie bleiben dabei auch viel länger gesund. Das sind blendende Aussichten für jene, die heute 50, 60 Jahre alte sind und sich von Zeit zu Zeit Gedanken über die Phase nach dem Berufsleben machen.

Die Studie wirft allerdings die Frage auf, ob diese Phase langfristig nach 67 Lebensjahren beginnen kann. Die Antwort lautet nein. Wenn immer mehr Menschen immer älter werden und immer weniger Menschen in die Rentenkasse einzahlen, dann muss die Lebensarbeitszeit verlängert werden, um das System erhalten zu können.

Wer allerdings heute zu den geringer Verdienenden gehört, der kommt wahrscheinlich sowieso nicht in den Genuss eines Lebensabends bei guter Gesundheit. Denn das RKI hat anhand von Tausenden von Befragungen herausgefunden, was viele längst ahnen: Gesundheit und Wohlbefinden sind auch abhängig vom Wohlstand. Wer weniger verdient, lebt ungesünder und ist im Alter eher krank. Angesichts einer großen Zahl von geringfügig Beschäftigten und Hartz-IV-Beziehern wäre jede Bundesregierung schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit gut beraten, sich dieses Themas anzunehmen. Bonusprogramme von Krankenkassen sind zwar offenbar ein richtiger Schritt. Sie erreichen aber nur jene, die nicht zuletzt dank besserer Bildung wissen, welch wertvolles Gut Gesundheit ist. Deshalb muss Gesundheitspolitik in der Prävention noch mehr auch auf jene zugehen, die von wohlmeinenden und kostensenkenden Segnungen der Krankenkassen nicht erreicht werden.

Und einen Auftrag an die Sozialpolitik enthält die Studie auch. Sozial ist, was Arbeit schafft, hat die Union einst zu Recht ins Wahlkampffeld geführt. Sozial ist aber auch, dass Arbeit fair entlohnt wird. Deshalb ist es ungeschickt von Kanzlerin Angela Merkel, das Thema Mindestlohn auf die Zeit nach der Bundestagswahl zu verschieben.

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