Meinung Geisterspiele: Warum der Fußball ein Sonderfall ist

Meinung · Es durchaus gute Gründe, warum der Fußball keine Spezial-Behandlung verdient hat. Aber zahlreiche Klubs sind von der Pleite bedroht. Die Bundesliga zerbricht. Wollen wir das?

 Das bislang einzige Geisterspiel fand am 11. März im Borussia-Park statt: Gladbach besiegt Köln im leeren Stadion mit 2:1.

Das bislang einzige Geisterspiel fand am 11. März im Borussia-Park statt: Gladbach besiegt Köln im leeren Stadion mit 2:1.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Markus Söder und Armin Laschet sind sich in diesen Tagen selten grün. In Sachen Corona gibt der CSU-Mann aus Bayern gerne den Bremser, während der CDU-Vertreter aus NRW Lockerungen bevorzugt. Beide eint der Wunsch, Kanzler dieser Republik zu werden. Und wer dieses Ziel verfolgt, sollte sich nicht mit dem Fußball anlegen.

Es war deshalb ein kluger, gut vorbereiteter Überfall, dass Söder und Laschet jüngst via „Bild“ der Fußball-Bundesliga eine Wiederaufnahme des Betriebs für den 9. Mai in Aussicht gestellt haben. Wer will da noch widersprechen, wenn die beiden wichtigsten Ministerpräsidenten dieses Landes das so sehen?

Dabei gibt es durchaus gute Gründe, warum der Fußball keine Spezial-Behandlung verdient hat. Wir leben in einer Gesellschaft mit stark eingeschränkten Grundrechten. Die Freiheit, ungezwungen miteinander umzugehen, existiert faktisch nicht mehr. Ab Montag gibt es keinen öffentlichen Alltag ohne Mundschutz. Theater, Museen, Restaurants – sie alle sind zum Stillstand gezwungen, unzählige Betriebe werden die Pandemie nicht überleben. Alle wissen: Ohne Impfstoff kann es keine Rückkehr zur Normalität geben. Nur der Fußball, der soll natürlich rollen.

Klar, es geht um Geisterspiele ohne Zuschauer. Aber die Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind für die Profiklubs nicht entscheidend. Alles hängt am Geld für Übertragungsrechte. Und das fließt auch ohne Fans im Stadion. Kommt das Geld nicht, sind zahlreiche Klubs von Pleite bedroht. Die Bundesliga zerbricht. Wollen wir das? Fußball ist für Millionen Menschen von zentraler Bedeutung, emotional ist er systemrelevant. Wenn die Politik Fußball zulässt, erlaubt sie die Zerstreuung des Volkes in schwierigen Zeiten. Was unter bestimmten Bedingungen richtig ist: Die Klubs müssen alle Kosten tragen. Und kein Test an Kranken oder Pflegekräften darf wegen des Fußballs unterbleiben.

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