Meinung Ganztagsschulen - Zeit für gute Konzepte

Sie soll Lernchancen für alle bieten, die Förderung jedes einzelnen Kindes erlauben und berufstätige Eltern entlasten, was in der Regel Müttern erlaubt, überhaupt einer bezahlten Arbeit nachzugehen.

Und sie kann dazu führen, dass vielleicht nicht unbedingt klügere, wohl aber sozial kompetente Menschen die Schule verlassen und ins Leben treten — was Studien belegen. Tatsächlich aber löst die Ganztagsschule nicht immer das ein, was ihr Name verspricht. Und das hat weniger mit ihren Startschwierigkeiten zu tun, als Kritiker in ihr einen Angriff auf die Familie sahen. Vielmehr braucht eine gute Theorie auch eine gute Praxis.

Die wiederum hängt vom Bundesland ab, in dem ein Kind lebt. Hier stellt eine weitere Studie Nordrhein-Westfalen schlechte Noten aus: Nur 4,6 Stunden an Gymnasien bzw. 3,9 Stunden an den anderen weiterführenden Schulen biete der Ganztag, Spitzenreiter Hessen oder Hamburg kämen auf 13 bis 16,4 Extrastunden. Dafür beschäftige NRW mehr Lehrkräfte als andere, investiere rund 20 000 Euro pro Klasse und Jahr (Bundesdurchschnitt: 15 000 Euro).

Heißt: Bundesweit verbindliche Standards für den Ganztag schaffen und alles wird gut? Jein. Ein Blick in die Praxis hilft eher weiter. An der für ihre pädagogische Arbeit ausgezeichneten Gesamtschule in Wuppertal-Barmen wird der Unterricht nicht durch Betreuung und Arbeitsgemeinschaften in den Nachmittag verlängert. Hier wechseln Pflicht- und freiwillige Inhalte: Arbeitsstunden, freie Lehrarbeit und weitere Zusatzangebote werden über den Tag verteilt, entzerren den Unterricht. Dafür ist es natürlich gut, wenn eine Schule ausreichend Personal hat, wozu in Barmen auch „Menschen von außen“ — Eltern, Studenten, Vereine — zählen. Nicht mehr Lehrinhalte sind das Ziel, sondern mehr Zeit für Kinder.

Und Zeit für Lehrer, um gute Konzepte für die Praxis des Ganztags zu erarbeiten. Sagt die Schulleiterin und ist damit auf dem richtigen Weg.

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