Ganztagsschule ist nicht der Heilsbringer

Abschaffung der Hausaufgaben löst Probleme nicht

Düsseldorf. Es wäre ein Traum für jeden Schüler: Nie wieder Hausaufgaben. Aber sind Hausaufgaben wirklich die Wurzel allen Übels? Sind sie es, die die Schulausbildung, die Karriere, das ganze Leben eines Schülers nachhaltig beeinflussen? Der Bildungsexpertin Allmendinger geht es in ihrer aktuellen Forderung nicht primär darum, die Hausaufgaben abzuschaffen, sondern die Ganztagsschule einzuführen und somit die soziale Ungerechtigkeit an deutschen Schulen abzuschaffen.

Natürlich schaffen auch im jetzigen System Kinder aus bildungsfernen Schichten es, das Abitur zu machen und zu studieren — aber es sind viel zu wenige. Dass die Chancengerechtigkeit des Schulsystems hierzulande sehr gering ist, wird regelmäßig in Studien aufgezeigt.

Es gibt keine hohe Durchlässigkeit im Schulsystem, sprich: Wer einmal auf der Hauptschule landet, wechselt später selten auf eine Realschule oder ein Gymnasium. Kinder ärmerer Eltern besuchen seltener ein Gymnasium als Kinder Wohlhabender. Deshalb absolvieren auch wenige Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten ein Studium. Diese Studien zeigen, dass das Schulsystem einer großen Zahl junger Menschen keine faire Chance gibt. Daran muss sich etwas ändern.

Allmendingers Forderung nach längerem gemeinsamen Lernen und nach Ganztagsschulen ist richtig — wenn es in einer Ganztagsschule eine umfassende, individuelle Betreuung und Förderung von Schülern gibt. Die Basis für alle Kinder und Jugendlichen wäre mit der Ganztagsschule eine bessere.

Doch die Ganztagsschule ist nicht der Heilsbringer, der alle Kinder zu guten Noten führt, denn natürlich gibt es immer bessere und schlechtere Schüler.

Und wohlhabendere Eltern oder Eltern mit akademischem Abschluss werden ihre Kinder tendenziell immer stärker unterstützen können — etwa mit Nachhilfe oder Privatschulen — als Eltern im Arbeiterhaushalt.

Noch ist die flächendeckende Ganztagsschule Zukunftsmusik — und vielleicht wird sie es immer bleiben. Bildung hat aber einen immer größeren Einfluss auf die Karriere, deshalb ist es die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern den Wert von Bildung zu vermitteln.

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