Meinung Für den olympischen Sport ist das eine Katastrophe

Zuerst ist das Ausscheiden der öffentlich-rechtlichen TV-Sender aus der olympischen Familie eine Zäsur. Die Welt dreht sich eben nicht immer einfach so weiter. Und da wird noch manches folgen: Wer glaubt, dass Fußball-Weltmeisterschaften auf ewig frei empfangbar bleiben müssen, wird erwartbar mittelfristig eines Besseren belehrt.

Meinung: Für den olympischen Sport ist das eine Katastrophe
Foto: Sergej Lepke

Immerhin bis 2022 sind ARD und ZDF hier noch fix dabei. Für die Übertragungsrechte der anstehenden Fußball-WM in Russland 2018 zahlen sie 218 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Für Olympia in Pyeongchang (2018) und Tokio (2020) hat Discovery als Rechteinhaber angeblich 150 Millionen Euro gefordert, ARD und ZDF wollten aber nur 100 Millionen zahlen. Das zeigt auch, wie in dieser Republik Fußball im Vergleich zum Rest der Sportwelt bemessen wird. Für die olympischen Sportarten, die seit jeher verzweifelt um Anerkennung im Schatten des Fußballs kämpfen, ist das in Sachen Wahrnehmung eine Katastrophe.

Wobei: Dass ARD und ZDF nicht alle aufgerufenen Summen mitgehen, beruhigt vor allem jene Gebührenzahler, die olympischen Sport für einen dopingbelasteten Apotheken-Wettkampf halten und die ihre erzwungenen Gebührengelder anders besser investiert sehen.

ARD und ZDF wiederum setzt die Entscheidung unter Druck. Sie sind in der Pflicht, statt wochenlanger Olympia-Berichterstattung Programm-Alternativen zu bieten, die der geforderten Zwangsabgabe des Gebührenzahlers noch gerecht werden. Olympia — das war immer auch bequem, weil ein fertiges Programmschema hohe Quoten und Zufriedenheit versprach.

Dass Olympia künftig exklusiv auf Eurosport abgebildet wird, hat aber auch viele Nachteile: Die fast vollumfängliche Berichterstattung über zahlreiche Kanäle in TV und Internet bei ARD und ZDF hatte außergewöhnliche Qualität erreicht. In Frage stehen auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die Audiodeskription für blinde Menschen — solcher gesellschaftlichen Verantwortung kam nie ein Privatsender nach. Und: Dass Eurosport sich journalistisch kritisch mit dem Thema Doping bei einer Veranstaltung beschäftigt, für die Mutter Discovery extrem viel Geld bezahlt hat, ist nicht zu erwarten. Zuletzt muss Discovery 1,3 Milliarden Euro Gesamtausgaben refinanzieren. Da ist der Bedarf groß, über das frei empfangbare verpflichtende Maß hinaus viele Inhalte über die eigenen Bezahlkanäle zu senden. Das wird Olympia verändern. Und es wird den Sport in Deutschland verändern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort