Festnahmen im Führungszirkel des Fußball-Weltverbandes Es ist Zeit, die Dinge konfrontativ zu ändern

Ganz nüchtern betrachtet sind die Erkenntnisse, die am Mittwoch zu Festnahmen von sieben hochrangigen Fifa-Funktionären geführt haben, nicht neu. Das gehört zum Fifa-Wesen und seiner ganz eigenen Dramatik und beschreibt ganz gut, wie der Fußball-Weltverband funktioniert: Ich reiche dir heute die Hand, du mir morgen.

Halten wir nur zusammen, passiert uns nichts — weil niemand im Verband selbst daran interessiert ist, Korruption zu entlarven.

Wer am Mittwoch tatsächlich Premiere auf der Fifa-Bühne feierte, war der Ankläger: Während die interne Fifa-Ethikkommission erwartbar gescheitert ist in allen Fragen von allzu lustvoller Korruption vor allem bei den WM-Bewerbungen 2018 (Russland) und 2022 (Katar), stehen jetzt staatliche Ermittlungsbehörden vor dem Zentrum der (Fußball-)Macht in Zürich: das US-amerikanische Justizministeriums und die Schweizer Staatsanwaltschaft.

Dass Fifa-Boss Blatter trotzdem am Freitag seine nächste Amtszeit beginnen will, ist der Reflex eines entrückten Funktionärs, der schon lange nicht mehr an Inhalten, wohl aber an Machterhalt interessiert ist. Und es ist kurioserweise auch die erste Reaktion von Beobachtern. Tenor: Kann kommen was will, an Blatters Thron wird das nicht rütteln. So weit ist es gekommen. An diese Haltung koppelt sich die schon lange unerträgliche Diplomatie der großen europäischen Verbände, inklusive des Deutschen Fußball Bundes.

Die haben zwar verstanden, dass nur ohne Blatter Ruhe in ihr ureigenes Geschäft einkehren kann, begründen ihre erstmals geführte, sanfte Stimme gegen den Schweizer aber nicht mit kriminellen Machenschaften im Weltverband, sondern mit der Tatsache, dass Blatter das Ende seiner Amtszeit einst selbst für 2015 festgelegt hatte. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Dinge konfrontativ und grundlegend zu ändern: Turniere boykottieren, Steuerfreiheit für die raffgierige Fifa ablehnen, das System aushöhlen. Wer jetzt nicht in verantwortlicher Stelle an Blatters Fifa rüttelt, macht sich mitschuldig am Untergang des Fußballs durch maßlose Kommerzialisierung. Alles und alle müssen auf den Prüfstand. In der Fifa ohnehin. Aber auch außerhalb des Reichs der gewieften Strippenzieher.

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