Meinung Gehweg bleibt Friedensraum

Meinung · Der Verkehr in den Kommunen ist Kampfgebiet. Das ist so, weil Städte eng sind, die Zahl der Autos in Deutschland stetig wächst und die Radfahrer zu Recht mehr Platz  einfordern. Bislang konnten zumindest Fußgänger davon ausgehen, dass der Gehweg für sie ein weitgehend sicheres Terrain ist.

 Hagen Strauss

Hagen Strauss

Foto: nn

Das freilich hätte sich geändert, wenn Verkehrsminister Scheuer jetzt nicht bei den Elektrorollern die Notbremse gezogen hätte. Nicht ganz freiwillig, sondern auf Druck der Länder.

Elektroroller grundsätzlich nun doch nicht auf Gehwegen fahren zu lassen, ist richtig. Alles andere wäre fahrlässig gewesen. Der Fußgängerweg muss in der Kampfzone Verkehr ein Friedensraum bleiben, wo man keine Sorgen haben sollte, umgefahren zu werden. Wo Unachtsamkeiten erlaubt sind. In diesem Zusammenhang hinkt auch der Vergleich, dass Kinder mit ihren Fahrrädern ja ebenfalls auf dem Gehweg fahren dürfen. Bis zu einem Alter von zehn Jahren ist das in der Tat zulässig.

Oft ist dann aber ein Erwachsener dabei, der aufpasst. Und in dem Alter ist man sicherlich noch kein Geschwindigkeitsjunkie. Bei Elektroroller-Nutzern dürfte das unter Umständen anders sein. Denn laut CSU-Mann Scheuer sollen die Flitzer vor allem für Erwachsene eine Alternative bei kurzen Strecken werden, zum Beispiel von der Bahn zum Arbeitsplatz. Dass sich die Gefahren für Fußgänger durch flinke Manager erhöhen, selbst wenn der Roller nicht schneller als zwölf Stundenkilometer fährt, liegt auf der Hand. Und wer soll das Tempo überhaupt kontrollieren? Die Verkehrspolizei? Die ist ohnehin schon überlastet und drückt lieber ein Auge zu, als konsequent jedes Delikt zu verfolgen. Aus Schaden klug geworden ist Frankreich, wo die E-Roller nach anfänglichen Versuchen wieder von den Gehwegen auf die Straße verbannt wurden. Es ist gut, dass Scheuer sich und den Deutschen diese schlechte Erfahrung jetzt doch ersparen will.

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