Meinung Einbrüche sind vermeidbar

Die Vorschläge und Diskussionen der Innenministerkonferenz zum Thema „Einbrüche“ (mehr Kooperation, länderübergreifende Fahndung etc.) bewegen sich im Rahmen dessen, was im Dauerwahlkampf von Politikern zu erwarten ist: Viel Text, wenig Handlung.

In NRW — trauriger Spitzenreiter mit mehr als 62 000 Einbrüchen pro Jahr — fiel Innenminister Ralf Jäger dazu im Frühjahr wenig mehr ein als ein polizeiliches „Einbruchsradar“: Die Einbrüche werden jetzt im Internet dokumentiert statt verhindert.

Dabei gibt es praktikable Ideen, wie die Zahlen schnell und nachhaltig gesenkt werden könnten, gerade in den dicht besiedelten Ballungsräumen in NRW: Nicht mit mehr Polizei und markigen Sprüchen, sondern mit mehr Prävention und einem Subventionsprogramm von bundesweit einer Milliarde Euro.

Und zwar für die, die es am häufigsten und härtesten trifft. Das sind nicht die Bewohner von Eigenheimen im ländlichen Vorort, die schon aus eigenem Antrieb mehr für die Sicherheit von Haus und Hof tun als andere (weshalb dort immerhin jeder vierte Einbruchsversuch scheitert), sondern Menschen, die in einer schlecht gesicherten und leicht zu knackenden Etagenwohnung leben. Sie tragen die Hauptlast der Einbruchskriminalität: 70 Prozent der Einbruchsopfer sind Mieter, hat der Kriminologe Christian Pfeiffer herausgefunden, von dem der Milliarden-Vorschlag stammt.

Für ihn hat das Ausmaß der für die Opfer vor allem psychologisch belastenden Einbruchsqualität auch eine politische Dimension: Weniger Einbrüche = weniger Gefahr, dass ängstliche Bürger den Law-and-Order-Parolen der AfD folgen. „Eine Bundesregierung, die darauf mit einem tauglichen Präventionskonzept antwortet, hätte die große Chance, in einem wichtigen Politikfeld den Unterschied zu bloßen Sprücheklopfern deutlich herauszustellen und so verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, so Pfeiffer. Der Mann hat recht.

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