Fahrverbote : Diesel-Fahrverbote: Politikversagen in Dauerschleife
Meinung Düsseldorf Die Politiker in Deutschland haben sich lange Zeit nicht für die Stickoxid-Grenzwerte interessiert, gegenüber der Autoindustrie haben sie nun keine Handhabe mehr. Die einzig sinnvolle Lösung will die Politik allerdings noch nicht akzeptieren - ein Kommentar.
Jetzt ist es passiert: Erstmals hat ein deutsches Verwaltungsgericht Diesel-Fahrverbote für eine Autobahn angeordnet. Und zwar für eine, die zu den wichtigsten Verkehrsverbindungen des Ruhrgebiets gehört. Legen Richter jetzt die Mobilität in Deutschland lahm, entziehen sie der Wirtschaft ihre Grundlage?
Bevor wir den Untergang des Industriestandortes Deutschland beklagen, ist es hilfreich, an die rechtliche Grundlage dieses Urteils zu erinnern. 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter Luft dürfen in der EU seit 2010 nicht überschritten werden. Alle wussten das, nur hat sich niemand daran gehalten. Insbesondere hat die Politik es versäumt, der Autoindustrie entsprechende Abgasvorschriften zu machen. Fast alle Diesel-Pkw, die jetzt als Dreckschleudern von Fahrverboten bedroht sind, haben gültige Zulassungen. Mit anderen Worten: Die Politik propagiert saubere Luft, interessiert sich aber nicht für die notwendigen Rahmenbedingungen.
Die Stickoxid-Grenzwerte werden seit neun Jahren nicht eingehalten. Dass Verwaltungsrichter angesichts dieser langen Zeit und der nachgewiesenen Gesundheitsgefahr drastische Maßnahmen wie Fahrverbote anordnen, leuchtet ein. Nicht einleuchtend ist dagegen einmal mehr das Verhalten der Politik. Wenn die Autos nicht sauberer werden, erhöht die Bundesregierung eben die Grenzwerte. In Städten mit Höchstwerten von bis zu 50 Mikrogramm soll es keine Fahrverbote geben. Erstens dürfte diese willkürliche Anhebung des Grenzwertes mit EU-Recht nicht vereinbar sein. Und zweitens ist die Ignoranz der Regierung gegenüber dem Recht der Anwohner und Fußgänger in den Städten auf halbwegs saubere Luft unerträglich.