Meinung Die Sehnsucht nach einem Ende der Massenquarantäne und Bremserin Merkel

Meinung · Sehnsüchtig gucken die Menschen auf den Verlauf der Infektionskurve, noch sehnsüchtiger warten sie auf Fluchtmöglichkeiten aus der staatlich verordneten Massenquarantäne. Manche Medien und manche Politiker reiten auf dieser Welle.

 Angesichts der immer lauteren Diskussion über weitere Lockerungen der Corona-Abwehrmaßnahmen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich dazu aufgerufen, bei der Einhaltung der Regeln nicht nachzulassen.

Angesichts der immer lauteren Diskussion über weitere Lockerungen der Corona-Abwehrmaßnahmen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich dazu aufgerufen, bei der Einhaltung der Regeln nicht nachzulassen.

Foto: dpa/Markus Schreiber

Die Warnung von Angel Merkel vor einer „Öffnungsdiskussionsorgie“ dürfte vor allem an die eigene Partei, die CDU, und ihren Wirtschaftsflügel gerichtet sein. Aber auch AfD und FDP haben das Thema entdeckt.

Freilich, einen Teil dieser Debatte haben sich die Kanzlerin und ihre Regierung selbst zuzuschreiben. Letzte Woche wurde nicht vordringlich kommuniziert, dass bis zum 3. Mai weiter das Prinzip gilt, möglichst wenig rauszugehen, weil die Lage dramatisch ist. Sondern: Wohin man nun bald wieder darf. Es wurden Hoffnungen geweckt. Deshalb sah sich Merkel jetzt genötigt, wieder massiv auf die Bremse zu treten.

 Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Ein Kommentar von Werner Kolhoff.

Foto: nn

Die Sorglosigkeit vieler Bürger hat im Vorgriff auf zu erwartende Lockerungen tatsächlich sofort wieder zugenommen. Es ist wie mit dem kleinen Finger, den man gibt, und der ganzen Hand, die genommen wird. Nun glauben alle, der Gipfel der Pandemie sei bereits überschritten und die Kurve neige sich von alleine gen Null. Dem ist jedoch nicht so. Es gibt, Stand Montag, rund 50 000 akut Infizierte, Dunkelziffer wahrscheinlich weit höher. Das ist viel mehr als vor einem Monat. Und diese 50 000 würden alle wieder zwei oder drei andere Menschen anstecken, wenn es keine Einschränkungen gäbe. Dann begänne alles von vorn. Nichts aber wäre schlimmer, als wenn nach dem kurzen Frühling der Hoffnung ein neuer, kompletter Shutdown erfolgen müsste.

Ungeduld und Unvernunft der Menschen in Schach zu halten, das ist die wahrlich nicht leichte Aufgabe der Politik, und sie verdient dabei Unterstützung. Freilich muss sie ihre Maßnahmen jederzeit öffentlich überzeugend erklären, woran es noch hapert. Auch wurde bisher nicht deutlich, wie der Weg zu einer besseren Kontrolle des Infektionsgeschehens aussieht um übergehen zu können zu einer gezielten Quarantäne der Betroffenen und ihres Umfeldes. Und alle Öffnungsschritte müssten genauso widerspruchsfrei und konsequent sein, wie die Einschränkungen. Auch das gelingt nicht immer. So wirkt die Flächengrenze von 800 Quadratmetern für Läden willkürlich. Und warum dürfen Terrassencafés, Biergärten und Hotels nicht aufmachen, wenn sie das Abstandsgebot einhalten, warum keine Gottesdienste abgehalten werden? Um nur einige Themen zu nennen.

Das Krisenmanagement der Länder und des Bundes ist bisher zwar nicht schlecht. Aber noch lange nicht gut genug, um die Debatten nachhaltig beruhigen zu können.

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