Meinung Die Rente muss langfristig finanzierbar bleiben

Es gibt für Politiker Themen, bei denen sie sich eigentlich nur unbeliebt machen können. Die Rente ist seit Jahrzehnten auf jeden Fall eines davon. Als Norbert Blüm, damals Bundesarbeitsminister der Kohl-Regierung, im Jahr 1986 seinen berühmten Satz sprach „Die Rente ist sicher“, kam dies nicht von ungefähr.

Ein Kommentar von Andreas Reiter.

Ein Kommentar von Andreas Reiter.

In der Bevölkerung gab es damals schon die Sorge, ob das Geld im Alter reichen wird. Im Gegensatz zu 1986 haben sich allerdings die Rahmenbedingungen deutlich verändert. Es gab die Wiedervereinigung mit Millionen Rentnern, die niemals in die Westkasse eingezahlt haben. Der Trend, immer weniger Kinder in die Welt zu setzten, hat sich in Deutschland fortgesetzt. Die Menschen werden durch den medizinischen Fortschritt im Durchschnitt immer älter, was natürlich sehr positiv ist, aber eben auch mehr Geld kostet. Es zahlen also immer weniger Arbeitnehmer für mehr Rentner. Und wer das als Politiker zu laut sagt, riskiert 2017 reichlich Wählerstimmen.

Warum dann nicht in die Gegenrichtung steuern und die bereits beschlossene Absenkung des Rentenniveaus zurücknehmen? Ganz einfach, weil irgendjemand die Zeche bezahlen muss, nämlich der Beitragszahler. So sehr man höhere Renten befürworten mag und sie den Menschen wünscht: Die Rente muss langfristig finanzierbar bleiben.

Zu den unbeliebten Erkenntnissen der Demografie zählt, dass die Menschen immer länger arbeiten müssen. Bisher ist die Obergrenze bei 67 Jahren erreicht. Der ehemalige Chef des Ifo-Institutes, Hans-Werner Sinn, sagte kürzlich, dass die Menschen erheblich länger arbeiten müssen, damit die Rente bezahlbar bleibt. Spätestens, wenn die Baby-Boomer-Jahrgänge 1964, 1965 und 1966 in etwa 15 Jahren in den Ruhestand gehen, wäre das derzeitige System laut Sinn schlichtweg am Ende.

Für die Arbeitnehmer bleibt nur die private Vorsorge. Die steht angesichts des Zinsniveaus allerdings auf tönernen Füßen. Wer vor vielen Jahren eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen hat, sieht die zu erwartende Summe schwinden. Ob es sich heute überhaupt noch lohnt, eine abzuschließen, ist mindestens fraglich. Dafür kann die Bundesregierung allerdings nichts. Die Null-Zins-Politik der unabhängigen Europäischen Zentralbank führt dazu, dass ein Großteil der Bevölkerung still und leise enteignet wird. Wer eigentlich vorgesorgt hat, kann trotzdem der Dumme sein. An diesem Punkt muss dringend nachgebessert werden.

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