Meinung Die Leichtathletik-WM in Katar: Mit Anlauf gegen die Betonwand

Meinung | Düsseldorf · Der Sport zerstört sich mit seinem Streben nach immer mehr Geld selbst, das führt die Leichtathletik-WM in Katar gerade deutlich vor Augen.

 Ein Zuschauer sitzt alleine mit einer deutschen Nationalflagge auf der Zuschauertribüne.

Ein Zuschauer sitzt alleine mit einer deutschen Nationalflagge auf der Zuschauertribüne.

Foto: dpa/Nariman El-Mofty

Mit Anlauf ist der internationale Leichtathletik-Weltverband (IAAF) gegen die Betonmauer gelaufen, die in Katar sichtbar vor Augen stand. Ohne dass jemand nach alternativen Weg gesucht hätte. Luftfeuchtigkeit und Temperatur waren bekannt, und doch finden Marathon und Gehen im Dampfbad auf Asphalt statt.

Und: Man hätte den findigen Geldscheffelern der Sportverbände ja zugetraut, eingekauftes Publikum auf die Tribüne zu setzen. Aber nicht mal das (Achtung, Ironie!) bekommen sie hin. Stattdessen ist die für 40 000 Zuschauer geschaffene Arena beständig leer. Wirklich alle Bedenken gegen Katar als Ausrichter werden in diesen Tagen prall mit Leben gefüllt.

Der Sport zerstört sich selbst, er tut es mutwillig, weil niemand da ist, der die Gier bremst. Er ist groß geworden mit Authentizität, und jetzt schlachtet er seine Größe aus. Und wird klein, weil aus Wahrheit Show geworden ist. Deregulierung auf höchstem Niveau.

Wer das aufhält? Katar hat sich im Angesicht geldgieriger Funktionäre ein Großereignis nach dem anderen gekauft: die Handball-WM 2015, Leichtathletik, Fifa-Klubweltmeisterschaften, Tennis, Formel 1 – und bald folgt im europäischen Winter die Fußball-WM 2022. Vielleicht kehrt danach die Vernunft im Angesicht der Erfahrungen zurück. Wahrscheinlich ist das nicht. Sie haben die Wahl.

 Olaf Kupfer

Olaf Kupfer

Foto: ja/Sergej Lepke
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