Die Lasten sind noch nicht gerecht verteilt

Der Haken an der Ausbildungsplatzabgabe für Pflegekräfte

Da zahlen Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen Monat für Monat mehrere Tausend Euro für den Heimplatz. Trotzdem bleibt für den Einzelnen oft nicht viel Zeit und Zuwendung. Doch unter einer dünnen Personaldecke in den Pflegeeinrichtungen leiden nicht nur die Bewohner, sondern auch die Pflegekräfte. Deren eng getakteter Arbeitsalltag kann auch diejenigen abschrecken, die sonst für sich in der Altenpflege eine berufliche Chance sehen könnten.

Doch in einer rapide älter werdenden Gesellschaft ist Nachwuchs bei den Pflegekräften dringend erforderlich. Darum war es richtig, dass das Land mit der Abgabe Weichen gestellt hat, um mehr Menschen in der Pflege auszubilden. Zuvor wurden ausgerechnet diejenigen Pflegeheime, die junge Leute anlernten, dafür bestraft. Denn ein ausbildendes Unternehmen hat mehr Aufwand und damit Wettbewerbsnachteile, weil es diese Mehrkosten durch höhere Heimentgelte auffangen muss.

Es ist richtig, die Kosten der Ausbildung auf viele Schultern zu verteilen. Zwar ist es nachvollziehbar, dass die Heime diese Ausgaben irgendwie wieder hereinbekommen wollen, doch es bleiben Ungereimtheiten: Da schlägt ein Pflegeheim, das nicht ausbildet, sich also in keiner Weise für die Zukunft engagiert, die monatlich 70 Euro einfach auf den vom Heimbewohner zu zahlenden Beitrag auf. Umgekehrt dürfte es Heime geben, die nach Einführung der Abgabe allen Anlass hätten, gesunkene Kosten in Form eines niedrigeren Heimentgelts an die Bewohner weiterzugeben. Doch geschieht das? Niemand weiß es, denn niemand kontrolliert es. Und welcher Heimbewohner wehrt sich schon?

Politisch ist es nicht in Ordnung, dass die derzeit Pflegebedürftigen die Zeche für die Ausbildung des Nachwuchses zahlen. Wenn man heute dafür sorgt, dass es in Zukunft genügend Pflegekräfte gibt, so kommt dies den Pflegebedürftigen in zehn oder 20 Jahren zugute. Richtiger wäre es, dass die Versichertengemeinschaft über die Pflegeversicherung die Kosten der Ausbildung trägt. Das kann das Land allein nicht regeln. Bundesgesundheitsminister, wie immer Sie auch nach der Wahl heißen mögen: Übernehmen Sie!

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