Die FDP am Wendepunkt

Der Parteitag stärkt Philipp Rösler und Rainer Brüderle.

Die FDP ist noch nicht tot. Auf ihrem Parteitag haben die Liberalen den Geist der Freiheitspartei in Deutschland neu aus der Flasche gelassen. Allerdings anders, als sich die Führungsspitze dies vorgestellt hat. Ob verdientermaßen oder nicht, die Delegierten haben sich die Freiheit genommen, deutliche Denkzettel zu verteilen. An Dirk Niebel, an Birgit Homburger, an Daniel Bahr, aber auch an den neuen Vize-Vorsitzenden Christian Lindner. Trotz seines immens wichtigen Wahlerfolges in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr haben ihm einige seiner Parteifreunde eben nicht verziehen, dass er einst mit seinem Rücktritt vom Amt des Generalsekretärs die Bundes-FDP im Stich ließ.

Klar ist mit dem Wochenende allemal: Die Basis hat die teils selbstzerstörerischen Kämpfe ihrer Führungsfiguren satt. Auch deswegen ist Wolfgang Kubicki neben Rösler der eigentliche Gewinner des Parteitages — für viele gilt der eigenwillige Schleswig-Holsteiner, der kein Blatt vor den Mund nimmt, zumindest als einer der letzten Aufrechten an vorderster Stelle der Partei.

Die FDP ist jetzt an einem Wendepunkt angelangt. Wieder einmal. Philipp Rösler geht gestärkt aus dem Konvent. Diese neue Stärke muss Rösler dazu nutzen, die Partei strategisch und inhaltlich so zu positionieren, dass sie in den kommenden Monaten bis zur Bundestagswahl ihre Regierungsfähigkeit zurückerlangt. Ein schwieriges Unterfangen. Rösler hat dafür auf dem Parteitag einen Anfang gemacht: mit einer starken Rede, in der er die FDP programmatisch viel breiter als bisher aufgestellt hat. Auch hat Rösler sich selbst und der Partei die Kühle genommen, mit der man die FDP nur allzu oft verbindet. Das darf man nicht unterschätzen.

Zugleich ist es Rösler in den letzten Wochen gelungen, mit seinem ehemals schärfsten Widersacher, Rainer Brüderle, eine Art Tandem zu bilden. Aus der Not heraus. Das ungleiche Paar hat sich so gut es geht zusammengerauft. Seitdem sind die Liberalen deutlich erkennbarer und pragmatischer unterwegs. Das muss fortgesetzt werden. Übrigens auch in der Abgrenzung zur Union. Bei der Homo-Ehe beispielsweise wird sich jetzt zeigen, ob der neue liberale Ansatz des Duos auch der Realität standhalten wird.

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