Meinung : Die deutsche Demokratie ist der Corona-Krise gewachsen
Meinung Berlin Der Föderalismus hat sich bewehrt, die Opposition zeigt sich staatstragend. Statt Machtkämpfe gibt es Kompromisse – und die Politik drückt in seltener Einigkeit aufs Tempo.
Die deutsche Demokratie ist gereift. Das hat die sachliche Debatte im Bundestag gezeigt. Und die Tatsache, dass so schnell und mit so großer Mehrheit über ein gigantisches Hilfsprogramm entschieden wurde. Auch der Föderalismus hat sich in der Corona-Krise bewährt. Es gab zwar kleinere Hakeleien zwischen den Ländern, aber bei unterschiedlich hohen Infektionszahlen muss nicht alles überall gleich geregelt sein. Zentral lassen sich Gesundheitsschutz und Versorgung längst nicht so gut organisieren wie dezentral.
Wie gut, dass wir jetzt nicht von Hobby-Virologen und Hasspredigern regiert werden, wie andere Länder des Westens. Dass sich die Kräfte nicht, wie in den USA, gegenseitig blockieren. Dass hier keine Partei allein die absolute Mehrheit hat. Dass wir keine Despotenregierung haben, die die Menschen allein lässt. Und dass freie Medien informieren können.
Die Bundesregierung hat bei den gestern beschlossenen Notgesetzen die Opposition von vornherein einbezogen und Kompromisse gemacht, wo sie Widerstände spürte oder auch nur fürchtete. Dass der Bund die Zustimmung der Länder braucht, mag lästig sein, führt in diesem Fall aber auch zu schnellen Konsensbeschlüssen. Außerdem hat man auf die Befristung aller Maßnahmen geachtet. Die Opposition wiederum hat dem Hauruckverfahren zugestimmt, weil Tempo jetzt fast alles ist. Auch sie zeigt sich staatstragend.