Leitartikel Die bitteren Spiele von Rio de Janeiro

Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Rio. Steigt die Spannung, wächst die Vorfreude? Nein! Viele Menschen wenden sich ab. Thomas Bach, der deutsche Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hat eine historische Fehlentscheidung getroffen.

Der Verzicht des IOC auf einen Ausschluss der russischen Staats-Doping-Mannschaft untergräbt die Glaubwürdigkeit der ganzen Veranstaltung. Eigentlich wollte der ehemalige Fecht-Olympiasieger und Wirtschaftsanwalt das IOC nach seiner Wahl vor drei Jahren grundlegend reformieren. Doch davon ist keine Rede mehr. Werte wie Fairplay oder Völkerverständigung gelten nichts mehr.

Was stetig wächst, sind die Umsätze. Allein 4,1 Milliarden Dollar bringt die Vermarktung der bewegten Bilder. Dabei haben sich die Sportler jenen unterzuordnen, die dem IOC das Geld in die Kasse spülen. Beispiel Schwimmen: Als Rechteinhaber verlangt der US-Sender NBC, dass die Finalläufe erst nach 22 Uhr Ortszeit stattfinden dürfen, weil’s dann am besten ins Programm passt. Ob die Athleten kurz vor Mitternacht ihre beste Leistung bringen können, interessiert nicht.

Der Anti-Korruptionsexperte Mark Pieth aus Basel sagt, dass es entweder Diktaturen braucht oder korrupte Länder, damit Olympia heute überhaupt noch durchgeführt werden kann. Städte in westlichen Ländern machen die Erfahrung, dass sich das Ressourcen verschlingende Sportereignis nicht mehr vermitteln lässt. Hamburg hat seine Bewerbung für die Sommerspiele 2024 nach dem Nein der Bürger zurückgezogen. Danach stieg Boston aus. Die Winterspiele 2022 finden in Peking statt, obwohl dort weder die Schnee- noch Naturschutzbedingungen akzeptabel sind.

In Brasilien gehen viele Menschen wegen der Spiele auf die Barrikaden. Obwohl es an Krankenhäusern, Schulen und Wasserleitungen mangelt, sitzt das Geld für das IOC-Event locker. Was uns bevorsteht, sind die bitteren Spiele von Rio de Janeiro. Wenn sich die Region Rhein/Ruhr tatsächlich um die Spiele 2028 bewerben möchte, müssen die Dinge grundlegend anders laufen. Es gilt, die vorhandenen Sportstätten zu nutzen. Aber das reicht nicht. Gebraucht wird ein Konzept, das Mensch und Umwelt nicht überfordert. Und das eine Infrastruktur hinterlässt, die auch nach den Spielen noch sinnvoll ist. Nachhaltig eben. Dem heutigen IOC würde das nicht reichen.

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