Die Besten nach Deutschland locken

Martin Vogler kommentiert die Pläne der Koalition, die den Arbeitsmarkt für ausländische Spitzenkräfte öffnen will.

Die Deutschen sterben gar nicht aus, sie gehen nur ins Ausland. - An dieser meist augenzwinkernd geäußerten Beobachtung ist Wahres dran, beim genauen Hinschauen sogar Dramatisches. Denn die meisten der 160 000 Deutschen, die - Tendenz steigend - jährlich auswandern, sind hoch qualifiziert. Sie fehlen hier am Arbeitsmarkt.

Das Gegenargument, dass ja sogar mehr als das Dreifache an Einwanderern ins Land kommt, stimmt nur bedingt. Denn viele Immigranten haben keine oder nur eine schlechte Ausbildung. Auch diese Menschen sind willkommen, wenn sie sich integrieren. Sie sollten allerdings nicht so deutlich wie derzeit die Mehrheit stellen.

Nicht einmal jeder fünfte Einwanderer gilt nämlich als hochqualifiziert. Andere Staaten hingegen, etwa Kanada und Irland, schaffen es, dass die Hälfte der Zuwanderer eine tolle Ausbildung mitbringt. Vor allem Kanada hat mit einem Punktesystem gute Erfahrungen gesammelt, das als Vorbild für Deutschland geprüft werden könnte.

Wenn bei uns hingegen alles so weiter ginge, nähme der Wirtschaftstandort ernsthaft Schaden. Es gehört also zur wichtigen Zukunftssicherung, wenn die Bundesregierung um Fachkräfte sogar aus Nicht-EU-Ländern wirbt. Denn auch die Auswanderer scheren sich bei der Wahl ihres Traumlandes nicht um staatliche Bündnisse, sondern gehen dorthin, wo sie persönlich und beruflich die besten Chancen sehen.

Anders herum muss es Deutschland eben schaffen, für gut Ausgebildete aus aller Welt ein Wunschziel zu werden, indem es sein Image aufpoliert und bürokratische Hürden reduziert. Solche Zuzüge würden uns wirtschaftlich und gesellschaftlich bereichern. Dumpfe Überfremdungsängste wären völlig unangebracht.

Der Effekt hingegen könnte großartig sein. Kürzlich rechnete das Institut der deutschen Wirtschaft aus, dass schon 100 000 Zuwanderer, die mindestens das Qualifikationsniveau der deutschen Bevölkerung haben, innerhalb von zehn Jahren das Bruttoinlandsprodukt um 34 Milliarden Euro wachsen ließen.

Dabei müsste auch niemand befürchten, dass gut ausgebildete Zuwanderer den Einheimischen die Jobs wegnähmen. Im Gegenteil. Die Wirtschaft könnte sich so positiv entwickeln, dass insgesamt mehr Arbeitsplätze entstünden.

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