Meinung Die Abzocker machen die Corona-Krise nur größer

Meinung · Tempo ist bei allen Corona-Hilfen das Gebot der Stunde um Notlagen und Pleiten zu verhindern. Doch eine Minderheit an schwarzen Schafen gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

 Großkonzerne wie etwa die Modehändler H&M und Adidas wollen in der Krise keine Miete zahlen, anderswo streichen Banken Kreditlinien zusammen.

Großkonzerne wie etwa die Modehändler H&M und Adidas wollen in der Krise keine Miete zahlen, anderswo streichen Banken Kreditlinien zusammen.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Alles, was kurzfristig an Corona-Hilfen beschlossen wurde, dient dem Versuch, eine solidarische Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Mit sehr viel Geld, mit höherem sozialem Schutz und mit Verzicht auf Bürokratie. Der Krankenschein kann per Telefon geordert werden, säumige Mieter werden nicht gekündigt, den Zuschuss fürs Kleinunternehmen bekommt man nach einem formlosen Online-Antrag praktisch umgehend. Tempo ist jetzt das Gebot der Stunde, das Vermeiden von Notlagen und Pleiten.

 Abzocker-Konzerne sind keinen Deut besser als die Klopapier-Hamsterer, meint Autor Werner Kolhoff

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Mit Tempo hat auch der Gesetzgeber arbeiten müssen – und Lücken gelassen, in die nun die Unsolidarischen stoßen. Das ist nur eine Minderheit, aber es gibt sie, und sie macht viel kaputt. Jene Firmen etwa, die wie Adidas ihre Mieten nicht mehr zahlen wollten, obwohl die Regelung nicht Großkonzernen gilt, sondern klamm gewordenen Bürgern. Erst nach öffentlichem Druck lenkten sie ein. Oder jene Geschäftsleute, die Hilfsgelder beantragen, obwohl sie noch Rücklagen haben und gar nicht berechtigt wären. Ebenso Banken, die nun bestehende Kreditlinien kürzen, um ihr Ausfallrisiko noch weiter zu minimieren, was Kleinunternehmen an den Abgrund bringen kann.

Alle die so handeln, sind keinen Deut besser als die Klopapier-Hamsterer. Sie provozieren, dass aus der gesundheitlichen Pandemie eine große gesellschaftliche Krise wird. Weil sie den Zusammenhalt zerstören, weil sie gewährtes Vertrauen missbrauchen, weil sie Geld abzweigen, das jetzt oder später woanders gebraucht wird. Wo immer möglich, sollte der Gesetzgeber erkannte Missbrauchslücken und Mitnahmemöglichkeiten schnell wieder schließen. „Nachbessern“ ist in diesem Fall kein Makel, sondern eine Tugend der Politik. Und wenn die Krise vorbei ist, sollte man alle Förderanträge noch mal prüfen. Kein Abzocker darf sich sicher sein, später nicht erwischt zu werden.

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