Meinung DFB und Fan-Kurve: Warum der Fußball-Streit so verfahren ist

Meinung · Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp ist die Symbolfigur im seit Jahren schwelenden Streit zwischen DFB und den Anhänger in der Kurve. Die Beteiligten kommen nur zusammen, weil sie einen Konflikt kurzfristig befrieden müssen. Weniger, weil sie ihn befrieden wollen.

 Fans von Borussia Dortmund halten am 29. Februar auf der Südtribüne ein Transparent mit einem DFB Logo und einem Fadenkreuz hoch und singen anschließend Schmähgesänge gegen D. Hopp, worauf der Schiedsrichter bei Wiederholung das Spiel unterbrechen würde.

Fans von Borussia Dortmund halten am 29. Februar auf der Südtribüne ein Transparent mit einem DFB Logo und einem Fadenkreuz hoch und singen anschließend Schmähgesänge gegen D. Hopp, worauf der Schiedsrichter bei Wiederholung das Spiel unterbrechen würde.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Schon lange senden die Parteien im deutschen Fußball-Streit nur noch Signale eigener Macht. Hier der Deutsche Fußball Bund, der gegen alte Absprachen, die Ex-Präsident Reinhard Grindel im Einigungsversuch noch ausgegeben hatte, wieder Kollektivstrafen gegen Fußball-Fans ausspricht. Dort die Anhänger in der Kurve, die in den jüngsten DFB-Pokalspielen zahlreich Plakate zeigten, mit denen sie ihre Macht demonstrierten, kurzerhand aber auch jedes deutsches Fußballspiel zum Abbruch bringen zu können.

Es ist die Eskalation des vergangenen Spieltags um Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp als Symbolfigur und diese Angst der Fußball-Organisatoren, der Kurve die Herrschaft auf Willkür überlassen zu müssen, die die Parteien in die Gespräche des Donnerstags geführt hat.

Es ist also eine unheilvolle Konstellation: Die Beteiligten kommen zusammen, weil sie einen Konflikt kurzfristig befrieden müssen, der über Jahre entstanden und tiefgründig ist. Weniger, weil sie ihn befrieden wollen. Denn dazu würde gehören – das Einmaleins der Psychologie –, den anderen anzuhören und verstehen zu wollen, Kompromisse im Köcher zu haben. Und nicht stattdessen gleich wieder verhärtet zu den Waffen zu greifen.

 Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Foto: ja/Sergej Lepke

Das aber haben alle getan: Der DFB, indem er den Präsidenten Fritz Keller im ZDF-Sportstudio in einen undurchdachten Auftritt entsendet hat, der allzu martialisch daher kam und gezeichnet war vom Moment des Hopp-Schreckens aus den Stadien – und nicht von einer langfristigen Strategie der Befriedung. Und die Ultras, deren Botschaften auf den Tribünen des DFB-Pokals zu besichtigen waren. Tenor: Wir halten alle Fäden in der Hand. Sonst niemand.

Dass darüber auch die DFL mit dem DFB in Konflikt geraten ist, überrascht nicht: Die Kollektivstrafen gegen Dortmunder Anhänger, die Hopp auf Fadenkreuz-Plakaten abbildeten, kommen bei der DFL schon deshalb schlecht an, weil sie den Ligaverband an empfindlichster Stelle treffen: Der nämlich wirbt mit bunten Choreografien aus den Stadien, er verkauft ein fertiges und rundes Fußball-Produkt im In- und Ausland, stets mit Sinn nach Steigerung der Einnahmen. Die jüngsten Bilder sind also Gift: das Ballgeschiebe in Hoffenheim, die drohenden Abbrüche, die desillusionierten Fans, die sich vom Geschehen abwenden und in Selbstinszenierung verfallen. Man merkt: Jeder verteidigt sein Ressort.

Das ist die Bestandsaufnahme, mit der alle jetzt in das nächste Bundesliga-Wochenende gehen: Feuer wird mit Benzin bekämpft. Und wenn alles in Flammen steht, streiten sich die Brandstifter, wer denn jetzt eigentlich noch als Feuerwehrmann die Löscharbeiten übernimmt. Schauen wir mal.

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