Der zelebrierte Abschied des Jupp Heynckes

Entscheidung über die Zukunft von Jupp Heynckes

Kaum ist der Moment erlebt, ist er wieder Geschichte. Das Titel-Triple des FC Bayern — einmalig in der Historie des deutschen Männer-Fußballs — liefert die Schlagzeilen für ein, zwei Tage. Und der Sieger übergießt sich mit Weißbier oder Lobeshymnen — und ordnet hernach das gewachsene Konto neu.

Nichts scheint tatsächlich so schnelllebig wie der Fußball. Doch so dynamisch will Jupp Heynckes uns alle nicht in das Tagesgeschäft entlassen. Der 68-jährige Trainer, der in dieser Spielzeit mit dem wohl besten Bundesliga-Kader aller Zeiten das Beste in der großen weiten Fußball-Welt geschaffen hat, lässt seine Zukunft offen. Erst am Dienstag will er sich in einer Pressekonferenz äußern.

Diese Fokussierung auf seine Person, die ihm in diesen Tagen zurecht von der Welt angetragen wird, hat Heynckes zu seiner eigenen gemacht. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz ist der erfahrene Trainer noch immer ein verletzter. Enttäuscht von einer Vereinsführung, die sich frühzeitig und ohne Absprache mit dem diensthabenden Mann die beschworenen Künste des Spaniers Pep Guardiola gesichert hat. Heynckes, der ein Starensemble mit einer Energieleistung an die Spitze des europäischen Fußballs geführt hat, ließ nach seinem erzwungenen Abschied keine Gelegenheit aus, zwischen und in den Zeilen auf Qualität und Umfang seiner Arbeit hinzuweisen und Guardiola — ob des Bayern-Triples ohnehin geplagt — den schwersten alle Rucksäcke aufzubürden: „Ich hinterlasse meinem Nachfolger ein perfektes Team.“

Das muss man ihm nicht vorwerfen. Es gehört zur Eitelkeit eines Bundesliga-Trainers, ohne die auch einer wie Heynckes nicht funktioniert. Und es ist nach dem von Heynckes selbst gelebten Maßstab von sensiblem Umgang getragen: So geht man nicht miteinander um — Heynckes war schlau genug, diese Verärgerung nie deutlich zu äußern. Dass sie aber existent ist, kann seine Entscheidung beeinflussen: Bei Real Madrid etwa könnte er sich noch einmal beweisen und ins direkte Duell mit den Bayern ziehen. Selbst der andere Weg wäre zu erklären: Heynckes beendet unter dem Blick der Öffentlichkeit seine Karriere. Es wäre seine letzte Botschaft: Wie und wann ich das Feld räume, ist noch immer mein ureigener Entschluss.

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