Meinung Der Verdacht der Abzocke

Werden in Wuppertal Flüchtlinge von der Sparkasse systematisch abgezockt? Nein. Allenfalls den Vorwurf, dass die Sparkasse Geld- und Versicherungsgeschäfte in ihren Kundengesprächen nicht immer sauber trennt, muss sie sich gefallen lassen.

Andreas Boller

Andreas Boller

Was im Umgang mit Stammkunden seit Jahren von den Sparkassen und ihrem Versicherungsdienstleiter Provinzial praktiziert wird, stößt bei einem Flüchtlingshilfe-Verein aus Remscheid übel auf. Gegenüber der Stadtsparkasse Wuppertal wurde der Verdacht geäußert, dass sie Flüchtlingen bei der Eröffnung von Konten Haftpflicht- und Hausratversicherungen andreht.

Einmal abgesehen davon, dass bei den Wuppertaler Flüchtlingshelfern keine derartigen Beschwerden von Flüchtlingen bekannt sind, stehen die Vorwürfe auf tönernen Füßen. Die Verbraucherberatung rät Flüchtlingen sogar, sich mit dem Abschluss einer Haftpflichtversicherung zu befassen. Schließlich gibt es viele private Vermieter, die von Flüchtlingen den Nachweis der Versicherung beim Bezug einer Wohnung fordern.

Die Sparkasse behält sich rechtliche Schritte gegen den Flüchtlingshilfe-Verein vor. Sie sollte außerdem bei ihren Beratungen die Themen Konto und Versicherungen trennen, damit gar nicht erst der Verdacht der Abzocke entsteht. Gerade die Sparkassen sind mit ihrem dichten Filialnetz für diese Menschen eine wichtige Anlaufstelle. Fast alle Flüchtlinge eröffnen ihr erstes Konto dort. Das eigene Konto ist ein erster Schritt zur Integration und es schafft Vertrauen in unser Finanzsystem. Die Menschen, die zu uns kommen, brauchen dieses Vertrauen. Und erst später brauchen sie womöglich unsere Versicherungen.

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