Meinung Der Preis der Milch

Ein Liter Milch kostet derzeit beim Discounter 46 Cent. Dass bei diesem Preis jemand draufzahlt, ahnen auch jene Verbraucher, die sich über das günstige Angebot freuen. Aber was soll’s? So läuft das eben in der Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage regeln den Preis.

Greift die Politik nicht ein, dann wird hierzulande bald keine Milch mehr hergestellt. Weil die Globalisierung der Landwirtschaft der ökonomischen Logik folgt:

Wer billiger produziert, der setzt sich durch. Mit der Herstellung von Lebensmitteln ist im Hochlohnland Deutschland dann kein Staat zu machen. Siehe Textilindustrie: Vor einem halben Jahrhundert war die Bundesrepublik noch ein wichtiger Produktionsstandort, heute findet die Fertigung in Fernost statt. Und kaum jemand will wissen, warum T-Shirts beim Discounter nur drei Euro kosten.

Bei den Textilien wie bei der Milch gilt: Wir Verbraucher haben mit unserer Kaufentscheidung erheblichen Einfluss darauf, wie und wo die Herstellung abläuft. Noch vor hundert Jahren gab ein Deutscher im Schnitt die Hälfte seines Einkommens für Nahrungsmittel aus. Heute sind es noch etwa zehn Prozent. Wer Bio-Milch trinkt oder gezielt regionale Hersteller bevorzugt, stärkt die bäuerliche Landwirtschaft. Das rechtfertigt den höheren Preis.

Entscheidend wird aber letztlich sein, ob die Politik den Mut hat, den Markt zu steuern. Seit dem Wegfall der Milchquote im April 2015 kennt die Produktion in Europa kein Halten mehr. Viele wollen an der neuen Freiheit verdienen. Es sind also in erster Linie die Hersteller selbst, die den Preisverfall zu verantworten haben. Beim Milchgipfel muss es heute um eine Begrenzung der Mengen gehen. Und es braucht eine Preis-Untergrenze, damit vor allem kleinere Betriebe ihre Existenzen sichern können. Ohne Subventionen lässt sich das nicht machen. Die Regierung könnte zudem Prämien an jene Landwirte zahlen, die nachhaltig wirtschaften und auf ökologische Viehhaltung umstellen.

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