Meinung Der größte Feind der Frau

Meinung | Düsseldorf · Verena Brunschweiger gibt in Ihrem Buch „Kinderfrei statt kinderlos“ Müttern die Schuld an allem Vor allem am Klimawandel. Ein Bärendienst für den Feminismus, dem sie angeblich radikal anhängt.

 Juliane Kinast

Juliane Kinast

Foto: grafik

Die steilen Thesen der Kinderkrieg-Gegnerin Brunschweiger untermauern eines mal wieder: Der größte Feind der Frau und ihrer Gleichberechtigung ist ... die Frau. Ganz egal, ob man sich für ein kinderloses Leben, Vollblut-Muttertier oder Kinder nebst Karriere entscheidet: Man wird immer wieder unterschwellige bis ganz offene Ablehnung erfahren. Und seltenst von Männern, sondern von anderen Frauen. Die erste Gruppe hat keinen Sinn in ihrem Leben, die zweite wirft die gesellschaftliche Entwicklung zurück in die Steinzeit, die dritte will ganz egoistisch einfach alles, obwohl sie für die Kinder viel zu wenig Zeit hat.

So lange wir Frauen es nicht schaffen, die Lebensentscheidungen anderer Frauen zu akzeptieren, zu respektieren und am besten zu feiern, wenn sie von unseren abweichen, brauchen sich die Männer in den Machtzentren keine großen Sorgen zu machen. Das schöne Geschlecht zerfleischt sich schön selbst. Wenn Frau Brunschweiger suggeriert, eine Frau, die sich für Kinder entscheidet, könne nicht emanzipiert sein und gebe sich selbst auf, ist das ein perfektes Beispiel – und zeugt von so viel persönlicher Bitterkeit, dass man ihr kaum abnehmen mag, mit ihrer eigenen Lebensentscheidung zufrieden zu sein.

Endgültig ein Rätsel bleibt, warum man sich nach jedem Naturwissenschaftler des Planeten jetzt noch von einer Doktorin der Mittelalterforschung erklären lassen sollte, was denn eigentlich das Problem mit unserem Klima ist. Die Erkenntnis, dass wir im Grunde zu viele Menschen für die Erde sind, hat jedenfalls einen Bart von hier bis in die 70er.

Aber eine ganze gesellschaftliche Gruppe mit Schmutz zu bewerfen, verkauft sich heute eben gut – insbesondere bei Eltern, Radfahrern, Veganern und wahlweise Impfgegnern oder -befürwortern. Man darf sich als Frau ruhig ganz emanzipiert dazu entscheiden, dieses Buch nicht zu erwerben.

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