Der Gasmarkt muss transparenter werden

Die Ölpreis-Bindung ist ein überflüssiges Relikt aus den 60ern.

Die aktuelle Studie bestätigt das, was Gaskunden mit Blick auf ihre Rechnung ohnehin wussten: Die viel zitierte Kopplung des Gaspreises an den Ölpreis ist kein automatischer Vorgang, sondern ein Prozess, der von den Konzernen im Sinne des Profits aktiv gesteuert wird.

Für die Kunden ist es ärgerlich, wenn der Gaspreis während der Heizperiode auf Rekordhöhe bleibt, obwohl die Öl-Kurse seit Monaten auf immer neue Tiefstände fallen. Und er fühlt sich vollends verhöhnt, wenn zwar mit Ende der Heizperiode die Preise zunächst purzeln, dann aber im Herbst wieder drastisch steigen.

Das Dilemma ist: Auf dem deutschen Gasmarkt bleiben sämtliche Gesetze der Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt. Die Konzerne besitzen quasi einen Freischein dafür, ihre Kunden an der Nase herumzuführen. Denn auch acht Jahre nach der lautstark verkündeten Öffnung des Gasmarktes bleibt der Wettbewerb Wunschdenken: Noch immer ist das System intransparent, noch immer sind Versorger nicht dazu verpflichtet, im vollen Umfang Auskunft über ihre Preiskalkulation zu geben. Noch immer bleiben die meisten Gaskunden ihrem örtlichen Versorger ausgeliefert. Noch immer ist es den Wettbewerbshütern nicht gelungen, die verkrusteten Monopolstrukturen aufzubrechen.

Die Folgen sind unübersehbar: Nirgendwo in Europa zahlen Verbraucher so viel für Gas wie in Deutschland. Nirgendwo sonst steigen die Preise über Jahre, obwohl die Nachfrage sinkt. Nirgendwo sonst in Europa unterscheiden sich die Gaspreise verschiedener Versorger um teilweise mehr als 45Prozent.

Alle Beteuerungen, die Branche werde sich dem Wettbewerb öffnen, gehen ins Leere, so lange die künstliche Kopplung an den Ölpreis bestehen bleibt. Das Relikt aus den 60er Jahren hatte den Sinn, die Energieversorgung des Landes unabhängig zu machen vom Öl. Heute taugt diese Bindung nur noch als Alibi der Versorger, ihre Preise weiter in die Höhe zu treiben. Denn tatsächlich schwinden die Ölvorräte schneller als die Gasvorkommen.

Zugleich müssten die Kartellämter den Versorgern gründlicher als bisher auf die Finger schauen. Erst wenn die Konzerne unter einen ernst zu nehmenden Konkurrenzdruck geraten, werden auch die Preise fallen.

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