Der Fernbus wird stärker — gut so

Eine echte Reise-Alternative zu Bahn, Pkw und Flugzeug

Es herrscht Goldgräberstimmung. Da wittert selbst ein Lebensmitteldiscounter gute Geschäfte und will Bustickets an den Mann bringen. Vorauszusagen, dass die Fernbusbranche rasch wachsen wird, bedarf keiner großen Prophezeiungsgabe.

Dass es so kommt, ist begrüßenswert. Im Vergleich zur Bahnfahrt oder einem Flug ist die Reise im Bus deutlich billiger. Und das Argument, die Bahnfahrt sei doch wesentlich bequemer, muss zynisch wirken auf Bahnkunden, die oft genug für ihr teures Ticket nicht mal einen Sitzplatz ergattern.

Wer stundenlang im überfüllten Zug steht oder auf dem Boden sitzt, den verbittert die erst vor ein paar Tagen vom Bahnchef stolz verkündete Rekordfahrgastzahl. Mag der Schaffner „sein Leben in vollen Zügen genießen“ — der kräftig zur Kasse gebetene Passagier kann diesem Wortspiel im Ernstfall wohl kaum etwas abgewinnen.

Wenn nun Fernbusse mit garantiertem Sitzplatz inklusive Internetverbindung locken, ist das ein wohltuender Wettbewerbsdruck, der vielleicht auf absehbare Zeit auch das Bahnfahren wieder attraktiver macht.

Die Umweltbilanz ist ebenfalls ein wichtiges Thema: Statt 25 oder gar 50 Pkw kann nun ein Bus dieselbe Anzahl von Passagieren ans Ziel bringen.

Die große Unbekannte bleibt die Sicherheit. Wohl ein jeder hat katastrophale Busunfälle mit vielen Toten vor Augen, die sich immer mal wieder ereignen. Zwar gibt es so etwas auch auf der Schiene, aber deutlich seltener. Doch wer denkt bei diesen Bildern an die zahlreichen ganz alltäglichen Unfälle mit Pkw, die für die Betroffenen dann doch alles andere als alltäglich sind.

Für Menschen, die glaubten, dass sie alles im Griff haben, nur weil sie das Steuerrad selbst in der Hand halten. Die Gefahr, bei einem Pkw-Unfall verletzt oder getötet zu werden, ist ungleich größer als bei der Busfahrt — und erst recht größer als bei der Bahnfahrt.

Die Fernbusbranche hat eine rosige Zukunft — vorausgesetzt, sie verspielt ihre Chancen nicht. Gute Ausbildung der Fahrer und der Einsatz ausgeschlafenen Personals sind Bedingung dafür, dass das Vertrauen der Kundschaft nicht schon bald zerstört wird. Auch Faktoren wie Entschädigungsleistungen bei Ausfall oder Verspätung und der Komfort an Bord entscheiden darüber, ob sich der Fernbus durchsetzt.

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