Meinung Dem Staat dienen - Die Jugend sucht Sicherheit im Job

Dass offenbar eine deutlich wachsende Zahl von Studenten den sicheren Hafen des öffentlichen Dienstes ansteuert, kann man lesen als Gegenreaktion auf eine Arbeitswelt im Umbruch. Die Digitalisierung durchpflügt alle Bereiche, in Diensten des Staates muss man vielleicht am wenigsten fürchten, dabei seinen Job zu verlieren.

Meinung: Dem Staat dienen - Die Jugend sucht Sicherheit im Job
Foto: Sergej Lepke

Zukunftsforscher Horst Opaschowski spricht von einer Stimmungswende bei der akademischen Jugend — hin zu den drei V: Vertrauen, Verantwortung und Verlässlichkeit.

Es ließe sich ein noch größeres Fass aufmachen: Dann wäre der Trend auch Ausdruck einer weit umfassenderen Unsicherheit, die sich vom Arbeitsleben löst und auf rasante Umbrüche politischer Systeme und gar der gesamten Weltordnung reagiert — mit einer Sehnsucht, von der schon die Band „Silbermond“ gesungen hat: „Gib mir ’n kleines bisschen Sicherheit/in einer Welt, in der nichts sicher scheint.“

Zu viel Küchenpsychologie? Der Trendforscher Matthias Horx meint, ja: „Seit ich denken kann, ist der öffentliche Diskurs von der Behauptung durchtränkt, durch ,allgemeine Ängste’ würden die Jüngeren immer mehr auf Sicherheit Wert legen. Das kann man IMMER aus Menschen herausfragen.“

Aber zumindest scheint doch klar: Die Auf- und Umbrüche, seien sie wirtschaftlicher oder politischer Natur, erzeugen bei jungen Menschen nicht nur das Fieber, dabei sein und an vorderster Front mitgestalten zu wollen, verbunden mit allem Risiko, das jede Veränderung mit sich bringt. Sondern es kann auch ein Zuviel an Veränderung und Ungewissheit geben, das Skepsis hervorruft.

Wenn diese Skepsis dann auf einen Sicherheit verheißenden öffentlichen Dienst trifft, der flexibel auf Erwartungen an einen modernen Arbeitsplatz reagiert, haben sich zwei gesucht und gefunden. Dass im Ergebnis immer mehr Akademiker dem Staat dienen wollen, der andererseits gerade von so vielen Seiten infrage gestellt wird, ist ja auch vielleicht nicht die schlechteste Nachricht.

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