Das Paralleluniversum der ARD

Zahlen wir dafür Rundfunkgebühren? Wer nach der Kritik der Landesrechnungshöfe bei MDR, WDR und Co. nachbohrt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Fast schon gebetsmühlenartig jammerten uns die Sender nach jeder inzwischen rituell vollzogenen Rundfunkgebührenerhöhung vor, diese reiche nicht aus, um ihren Auftrag zu erfüllen.

Zugleich haben sie über Jahre und Jahrzehnte milliardenhohe Rücklagen angehäuft. Und anders als uns die Anstalten glauben machen wollen, werden mit diesen Rücklagen keineswegs nur Pensionsansprüche bedient und Betriebsrenten gesichert. Offenbar gibt es in den Sendern Finanzjongleure, die mit einem Teil der Gebührengelder an der Börse Geldvermehrung und -vernichtung spielen. Ein unglaublicher Vorgang.

Völlig inakzeptabel ist zudem die Verschleierung dieser Schattenhaushalte. Der WDR schweigt sich zu der Frage aus, welcher Anteil seiner Rücklagen denn konkret in riskanten Anlagen geparkt worden ist. Und der MDR verweigert gar den zuständigen Rechnungshöfen die Auskunft darüber, wieviel hundert Millionen Euro sich im Zuge des Zusammenbruchs der Finanzmärkte verflüchtigt haben.

Die Finanzaffäre ist aber nur ein weiterer Beweis für das Paralleluniversum, in das sich die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland verabschiedet haben. Mit rund acht Milliarden Euro nehmen ARD und ZDF jährlich doppelt so viele Gebühren ein wie alle Privatsender gemeinsam durch Werbung. Allein mit einer halben Milliarde Euro schlagen Pensionsleistungen und Betriebsrenten zu Buche. Rund 16000 öffentlich-rechtliche Ruheständler kassieren monatlich im Schnitt 1500 Euro - zusätzlich zur gesetzlichen Rente. Und während die gesamte Medienwelt nach dem Platzen der New-Economy-Blase im Zuge der Weltwirtschaftskrise schon ein zweites Mal innerhalb von zehn Jahren eine Wüste durchqueren muss, sorgt die GEZ bei ARD und ZDF für einen nie versiegenden Milliardenstrom.

Es wird Zeit, dass die Gebührenzahler dieses aufgeblähte und auf sich selbst bezogene System grundsätzlich hinterfragen. Die Landespolitiker, die ihre Sender als Plattform zur telegenen Selbstdarstellung schätzen, werden das von sich aus nicht tun.

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