Das Ländle bremst NRW aus

Der Traum von einer schnellen Schienenverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Rheinschiene ist älter als das Bundesland Nordrhein-Westfalen und hat seinen Ursprung in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Alles spricht dafür, dass die Strecke weiter ein Traum bleibt. Weder in Berlin noch in Düsseldorf gibt es den nötigen Nachdruck, die Verbindung aufs Gleis zu setzen. Die neuesten Nachrichten aus Berlin sind erneut negativ. Eine schlechte Kunde für die Berufspendler.

Immer wieder gab es schlechte oder noch schlechtere Gründe, dass es keinen Zehn- oder 15-Minuten-Takt zwischen Dortmund und Köln gibt, wie er einem Ballungsraum mit rund acht Millionen Einwohnern eigentlich zukommt. Regionale oder kommunale Eitelkeiten, Großmannsattitüden wie die von Wolfgang Clement, bei dem es gleich eine Magnetschwebe-Straßenbahn zwischen Dortmund und Köln sein musste - das Projekt kam nie über eine Planungsphase hinaus. Vor allem aber scheiterte alles immer wieder an der notwendigen Einsicht der Verantwortlichen bei der Bahn und bei der Politik, dass die richtige Antwort auf den Stau auf unseren Autobahnen und auf die Herausforderungen bei der Bekämpfung des Klimawandels eben in einem Ausbau des Schienenverkehrs als komfortable, schnelle und verlässliche Verbindung im Nahverkehr besteht.

Das ist auch jetzt so. Für das Mega-Projekt in Stuttgart sind mehr als acht Milliarden Euro wahrscheinlich noch viel zu wenig Geld, um aus reinem Prestigedenken eine komplette Innenstadt umzubauen, einen Bahnhof tiefer zu legen und die ICE-Strecke zwischen Wendlingen und Ulm auszubauen. Da sind zwei Milliarden Euro für NRW zwar deutlicher weniger, aber nicht mehr zu bezahlen.

Das wäre ein Sieg für die Lobbyisten aus dem Ländle, die sich aus den immer kleineren Finanztöpfen einen Riesenbatzen gesichert haben. Und an ihrer Seite stehen die Chefs der Bahn. Dort ist seit Jahren die Richtung klar: Vorfahrt für alle ICE-Projekte. Werden die teurer als geplant (siehe Köln-Frankfurt), zahlt das der Steuerzahler. Der Nahverkehr spielt nur eine Nebenrolle in dem Milliardenspiel. Das ist fahrlässig. Denn die Folgen werden wir alle bezahlen - egal, ob wir Bahn fahren oder im Stau stehen.

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