Das Ende einer öffentlichen Beziehung

Noch einmal machen die Wulffs Schlagzeilen

Wenn sich zwei Menschen lieben, ist das privat. Was in ihrer Ehe geschieht, geht zumeist nur sie etwas an. Und wenn sie sich wieder trennen, ist das nichts für die Öffentlichkeit. Bei Bettina und Christian Wulff gelten diese Gesetze allerdings nicht. An Stammtischen, in Büros und in Familien ist ihre Trennung das beherrschende Thema. Schließlich würde der Stoff auch für mehrere Kitschromane reichen. Wie ehrlich war die Liebe? Wie war das mit der Rufmordkampagne gegen Bettina Wulff? Ist Christian Wulff bald pleite? Solche Spekulationen sind nicht unbedingt edel, aber menschlich.

Die Wulffs müssen damit leben, dass ihre Ehe eine öffentliche Angelegenheit ist. Das hat nur bedingt damit zu tun, dass sich beim ersten Mann im Staate die Privatheit schlechter wahren lässt als bei Normalbürgern. So störten sich auch viele bei Wulffs Nachfolger Gauck daran, dass er nicht mit seiner „First Lady“ verheiratet ist. Doch Joachim Gauck und Daniela Schadt gingen damit entspannt um, verkniffen sich meist Reaktionen und schafften es so, sich ein hohes Maß Privatsphäre zu retten.

Der entscheidende Unterschied zwischen dem Ehepaar Wulff und eigentlich allen anderen Präsidenten-Paaren ist, dass es selbst seine Beziehung zu einer öffentlichen Sache machte. Bereits als die beiden sich 2006 kennenlernten, verkündete der schon mal verheiratete Wulff in einer Boulevard-Zeitung, dass es in seinem Leben eine neue Frau gebe. Homestorys folgten — und irgendwann war aus dem glamourösen Paar ein eher skandalumwittertes geworden, das sogar nach dem Präsidenten-Rücktritt seine Eheprobleme öffentlich ausbreitete. Der Gipfel der Geschmacklosigkeit und die Vorahnung der Scheidung waren erreicht, als sich die Gattin in einem Buch über die angeblich mangelnde Attraktivität ihres Mannes ausließ.

Eine Trennung ist fast immer eine traurige Sache. Auch für dieses Paar. Obwohl die beiden vieles falsch gemacht haben, sind hämische Witze, wie sie derzeit kursieren, unangebracht. Die Devise heißt: Vergessen — und sich daran erinnern, dass die Wulffs im Schloss Bellevue auch erfrischenden neuen Wind entfachten. Kinderlachen und sogar Tattoos im Amtssitz des Präsidenten, so etwas tut dem Image Deutschlands durchaus gut.

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