Meinung : Das Coronavirus als Stresstest für den Gemeinsinn
Meinung Das Corona-Virus ist ein großer Gleichmacher. Ob reich, ob arm, niemand ist dagegen immun. Es ist zugleich auch ein großer Spalter. In der Pandemie ist sich jeder selbst der nächste.
Die Hamsterkäufe zeigen es, schon in dieser frühen Phase. Kurz nach dem Ausbruch gab es auch Misstrauen, ja Aggressionen gegen alle Asiaten als die vermeintlichen Verursacher. Man versuchte, Gruppen zu markieren, die das Unheil bringen. Wie früher das Pestkreuz an den Häusern.
Das Virus stellt die Zivilität in Frage. Und zwar umso stärker, je mehr es um sich greift. Man fühlt sich an den düsteren Roman von José Saramago „Die Stadt der Blinden“ erinnert, in der die Gesellschaft sehr schnell komplett zerfällt. Darum ist jetzt so wichtig, dass der Staat funktioniert. Dass das Gesundheitssystem in der Lage bleibt, zu helfen, wem es schlecht geht. Dass der Staat auch wirtschaftliche Schäden überbrückt, damit zur Krankheit nicht auch noch Not kommt. Wenn das Vertrauen in die Institutionen zerbricht, heißt es bald: Rette sich, wer kann.
Aber nicht nur der Staat, jeder einzelne ist jetzt gefragt. Das fängt damit an, dass alle, wirklich alle, versuchen, sich epidemiologisch korrekt zu verhalten. Kontakte einschränken, soweit es geht, Hygieneregeln einhalten. Nicht mehr zur Arbeit gehen, wenn man sich krank fühlt. Große Veranstaltungen meiden. Die Dinge, auf die man individuell verzichten muss, sind überschaubar.