Scholz auf Kneipp-Kur Darum ist die Senkung der Gas-Mehrwertsteuer sozial ungerecht

Meinung | Wuppertal · Olaf Scholz spendiert dem Gas verbrauchenden Volk ein erkleckliches Trostpflaster. Doch es wird ihm nicht viel nützen - und es ist aus einem Grund falsch. Ein Kommentar.

 Wer mit Gas heizt, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen.

Wer mit Gas heizt, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Der liebe Gott muss Sozialdemokrat sein. Kaum 24 Stunden nach dem diplomatischen Totalausfall beim Besuch von Mahmud Abbas im Kanzleramt hat Olaf Scholz der Geistesblitz getroffen, dem Gas verbrauchenden Volk ein erkleckliches Trostpflaster zu spendieren. Das Geschenk braucht keine Zustimmung der EU und dürfte seine Wirkung nicht verfehlen. Schließlich wird fast jede zweite Wohnung in Deutschland mit Gas geheizt. Da ist es in der Breite schon ein deutlicher Unterschied, ob auf die Kilowattstunde 19 Prozent Umsatzsteuer erhoben werden oder, wie jetzt von Scholz verkündet, sieben Prozent. Allein, es wird dem Bundeskanzler nicht viel nützen. Das Wechselbad, die persönliche Kneipp-Kur des so unpersönlichen, unnahbaren Bundeskanzlers bestärkt nur das Bild, das einen Mann zeigt, der reagiert – nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Das ist nicht ausreichend in einer Zeit, in der eine Gesellschaft Orientierung braucht, also gewählte Problemerkenner und Problemlöser, die im demokratisch-parlamentarischen Sinne Haltung und Stärke zeigen. All das fehlt Olaf Scholz noch.