Meinung : Coronavirus: Die nächste Krise kommt bestimmt - Warum Reformen im Gesundheitswesen nötig sind
Meinung Mit dem Dank der Kanzlerin an das medizinisches Personal, mit dem Applaus der Bürger kann und darf es nicht getan sein. Es ist jetzt die Zeit, über Reformen im Gesundheitswesen nachzudenken.
Aller Voraussicht nach ist Deutschland auf absehbare Zeit weitgehend abgeschaltet. Im Kampf gegen Covid-19 ruht das öffentliche Leben. Allein in Krankenhäusern herrscht rund um die Uhr Hochbetrieb. Es ist deshalb nur recht und billig, dass Kanzlerin Angela Merkel sich in ihrer bemerkenswerten Rede an die Nation beim medizinischen Personal für dessen unermüdlichen Einsatz bedankt. Es ist aus diesem Grund eine längst überfällige Geste der Dankbarkeit, dass Menschen den Krankenschwestern, Krankenpflegern, Ärztinnen und Ärzten regelmäßig applaudieren.
Aber mit dem Dank der Kanzlerin, mit dem Applaus der Bürger kann und darf es nicht getan sein. Wenn in Verwaltungen, Behörden und Ministerien die Arbeit weitgehend auf null gefahren wird, entsteht die Chance, dass nach einer Phase des Beobachtens und des Nachdenkens die Erkenntnis wächst, dass es nach der laut Merkel schwersten Krise seit dem Zwieiten Weltkrieg im deutschen Gesundheitswesen nicht weiter gehen kann wie vor dieser Krise.
Wenn sich das Personal in den Krankenhäusern auch noch so sehr bemüht, an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit geht, ist nicht zu übersehen, dass es Lücken im System gibt. Es fehlt an Personal, es fehlt an Material, es fehlt an Notbetten, um die Menschen akut versorgen zu können, die gegen das Coronavirus um ihr Leben kämpfen. Ärzte und Krankenschwestern sind jetzt schon gefordet, mit zehn Fingern einen Wassereimer zu schließen, aus dem es aus elf Löchern tropft.