Meinung Coronavirus: Die extremen Maßnahmen haben ihre Berechtigung

Meinung · Anfangs hatte es stark ausgesehen nach globaler Übertreibung, nach kollektiver Panikmache. Doch das große Besteck, mit dem international auf den Ausbruch des Coronavirus reagiert wurde, hat eine große Berechtigung.

  Indonesische Staatsbürger, ausgeflogen aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan, werden bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Hang Nadim mit einem Antiseptikum besprüht. Weltweit werden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen.

Indonesische Staatsbürger, ausgeflogen aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan, werden bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen Hang Nadim mit einem Antiseptikum besprüht. Weltweit werden Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen.

Foto: dpa/Uncredited

Die ganze Welt machte mobil gegen ein neues Virus, das bei vielen Infizierten nicht einmal zu den leichtesten Krankheitssymptomen führt. Und dann kasernierte man auch noch deutsche Bürger abgeschnitten von der Öffentlichkeit, bloß weil sie in China gewesen waren. Inzwischen allerdings zeichnet sich mehr und mehr ab: Das große Besteck, mit dem international auf den Ausbruch des Coronavirus reagiert wurde, hat eine große Berechtigung.

Knapp 15 000 Menschen – Stand vom Wochenende, vermutlich liegt die tatsächliche Zahl schon höher – haben sich in China innerhalb kürzester Zeit angesteckt. Und obwohl zahlreiche von ihnen tatsächlich mild oder gar nicht erkranken, sind eben auch mehr als 300 schon an den Folgen des Atemwegsinfektes gestorben.

 Ein Kommentar von Juliane Kinast.

Ein Kommentar von Juliane Kinast.

Foto: Judith Michaelis

So lange die Fachwelt nicht prognostizieren kann, ob diese Hunderten Toten das Ende der Fahnenstange sind oder doch erst die Spitze des Eisbergs, sind die weltweiten massiven Eindämmungsversuche keine Übertreibung, sondern ein Zeichen von Verantwortlichkeit. Noch immer weiß man nicht, auf welchen Wegen sich das neue Virus überträgt. Noch immer weiß man nicht, wie man es im menschlichen Körper bekämpfen kann. Und noch immer ist unklar, wie es sich weiter entwickeln könnte. Denn Coronaviren gehören zu den besonders anpassungs- und wandlungsfähigen Viren. Mit der Ausbreitung steigt auch die Gefahr, dass die neue Krankheit zu etwas noch Schlimmerem wird.

Deshalb hat auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Recht, wenn er die Entscheidung für eine zentrale Quarantäneunterbringung der mehr als 100 Deutschen, die aus Wuhan zurückgeholt worden waren, verteidigt. Dass zwei von ihnen symptomfrei das neue Virus tragen, rückt die drastische Maßnahme, unbescholtene Menschen für zwei Wochen einzusperren, ins rechte Licht. Sie hätten es unbemerkt in die deutsche Gesellschaft getragen und möglicherweise für eine ebenso sprunghafte Verbreitung wie in China gesorgt.

Im besten Fall wird sich die internationale Staatengemeinschaft in ein paar Wochen vorwerfen lassen müssen, sie habe jede Menge Steuergelder verschwendet und Angst geschürt wegen einer Krankheit, die nur einen Bruchteil der jährlichen Grippetoten gefordert hat. Dieser Fall tritt ein, wenn die Eindämmung des Coronavirus schnell gelingt. Im zweitbesten Fall gewinnt der Virus, verläuft aber weiterhin in einer Großzahl der Fälle mild. Der drittbeste wäre schon der schlimmstmögliche Fall – und den möchte sich keiner ausmalen.

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