Meinung Warum wir keinen Weltfrauentag brauchen

Meinung · Mit vermeintlich frauenfördernden Maßnahmen wird der Sache der Frauen in Wahrheit ein Bärendienst erwiesen. Warum sie gegen den Weltfrauentag ist, erklärt Annette Ludwig.

 Annette Ludwig.

Annette Ludwig.

Foto: Sergej Lepke

Nein, Frauen brauchen keinen Weltfrauentag und erst recht keinen eigenen Feiertag wie jetzt in Berlin: Was Frauen brauchen, ist die Erkenntnis in der Gesellschaft, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Dass es nicht darum geht, Frauen per Quote zu bevorzugen. Sondern darum, einen qualifizierten Mitarbeiter einzustellen. Und zwar ganz unabhängig davon, ob dieser Mann oder Frau ist. Für eine solche Erkenntnis und ihre Durchsetzung ist ein einzelner Tag wenig hilfreich. Auch eine Quote oder ein Paritätsgesetz, wie es jüngst Brandenburg beschlossen hat, können nicht die Lösung sein. Bei Wahlen dort sollen Männer und Frauen künftig bei der Aufstellung der Landesliste gleichermaßen berücksichtigt werden. Mit solchen vermeintlich frauenfördernden Maßnahmen wird der Sache der Frauen in Wahrheit ein Bärendienst erwiesen. Nicht die Qualifikation oder Eignung, sondern das Geschlecht entscheidet.

Nein, eine Gleichberechtigung, die per Quote oder Parität erzwungen wird, kann nicht nachhaltig sein. Nachhaltig wird sie, wenn Frauen sich dank ihrer Fähigkeiten durchsetzen. Wenn Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass Mütter gleichberechtigt arbeiten können. Wenn Frauen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie ebenso wie Männer Netzwerke knüpfen, um voranzukommen.

Und wer sagt eigentlich, dass alle Frauen mit allen Konsequenzen der Gleichberechtigung leben möchten? Sie sollten auch die Freiheit haben, sich für ein Rollenmodell zu entscheiden, das eher klassisch ist. Das gilt übrigens auch für den Mann: Er muss ebenso die Möglichkeit haben, anders als im klassischen Rollenmodell zu leben, ohne dafür ungläubige Blicke zu ernten. In der Gesellschaft muss die Überzeugung reifen, dass Frauen keine schützenswerte Spezies ist, die einen eigenen Tag braucht. Sondern Mitglieder dieser Gesellschaft, ohne die nichts geht.

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