Clintons Fehleinschätzung

Knapp fünf Wochen bevor die US-Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten bestimmen, startet Hillary Clinton den Wahlkampf gegen den republikanischen Anwärter Donald Trump. Ihre neue Offensivstrategie, die sie mit ihrer eigentlich starken und pointierten Rede in San Diego, Kalifornien, begonnen hat, ist aber aus drei Gründen erst einmal gescheitert.

Auch wenn Clinton die Nominierung der Demokraten in der letzten Juliwoche in Philadelphia sicher scheint, hat sie die eigene Partei noch nicht geschlossen hinter sich. Ihr Konkurrent Bernie Sanders, Senator aus Vermont, ist zwar eigentlich chancenlos, hat aber immer noch zahlreiche demokratische Wähler auf seiner Seite. Ein Drittel davon würde nicht einmal für Clinton stimmen, um Trump als Präsidenten zu verhindern. Sie dürfte zwar nominiert werden, sitzt aber noch gar nicht so fest im Sattel, dass sie sich so ausschließlich auf das andere Lager konzentrieren könnte.

Hinzu kommt, dass Clinton als ehemalige Außenministerin versucht, Trump in einem Politikfeld zu diskreditieren, das den Wählern nicht sonderlich wichtig ist: Außenpolitik. Dabei wusste schon ihr Mann Bill in den 1990ern, dass es vor allem um die Wirtschaft geht: „It’s the economy, stupid“ (Es geht um die Wirtschaft, Dummchen) wurde zum Slogan seiner erfolgreichen Wahlkampagne. Auch jetzt gilt sie als wichtigstes Thema, während die Beziehungen zu anderen Ländern aus Sicht der Wähler nicht einmal in den Top-Fünf-Themen auftauchen. Das kann Clinton gefährlich werden: Laut aktuellen Umfragen der Meinungsforscher von Gallup liegt Trump in Wirtschaftsfragen zehn Prozentpunkte vor ihr.

Zudem überschätzt sie die Kraft der Argumente. Einen Großteil ihrer Rede hat sie Zitaten des Maulhelden Trump gewidmet, um ihn damit bloßzustellen. Aber genau daran sind schon viele andere gescheitert. Letztlich hat auch die Wiederholung seiner Phrasen Trump dahin gebracht, wo er jetzt ist.

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