CDU-Parteitag: Aufbruch sieht anders aus

Ohne Angela Merkel ist die Partei nichts

An Bundeskanzlerin Angela Merkel führt kein Weg vorbei — nicht bei der Rettung der europäischen Gemeinschaftswährung und erst recht nicht bei der CDU.

Nur Altkanzler Helmut Kohl wurde im Jahr 1990 ähnlich überzeugend als Parteichef wiedergewählt. Damals war das vor allem dem allgemeinen Freudentaumel nach der Wiedervereinigung geschuldet. Heute ist die Situation eine andere: Angela Merkel ist die CDU. Ohne sie ist die Partei nichts.

Merkel ist das größte Pfund der Partei, aber auch ihr größtes Problem. Sie kann historisch hohe Umfragewerte für sich verbuchen, die andere Politiker neidisch machen.

Könnten die Bundesbürger ihren Kanzler direkt wählen, wäre Merkel der Posten weitere vier Jahre sicher. Sie wird als Weltenlenkerin und Euro-Retterin wahrgenommen, ohne deren Segen keine wichtigen Entscheidungen fallen, sei es in Brüssel oder Berlin. In diesem Licht sonnt sich die CDU und vergisst darüber, sich als Partei zu positionieren. Und sie ignoriert, dass für Merkel der Parteiposten nicht mehr ist als ein Nebenjob.

Die Christdemokraten haben sich in den vergangenen Jahren Stück für Stück von konservativen Positionen verabschiedet. Elf Landtagswahlen sind verloren gegangen, die Menschen gerade in den Großstädten werden nicht mehr erreicht. Nicht zuletzt hat man sich von den kleinen Koalitionspartnern treiben lassen.

Ein Parteitag ist dann zwar ein schönes Instrument, um sich neues Selbstbewusstsein einzuhauchen, doch nötig ist ein Konzept für die Zukunft, mit dem sich die Wähler wieder identifizieren können.

Es reicht nicht aus, sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit auszuruhen. Sicher, Deutschland ist der Musterschüler Europas. Doch wir sollten nicht vergessen, dass die frühere rot-grüne Regierung mit der Agenda 2010 den Grundstein für den heutigen Erfolg legte.

Lange wird die CDU der Frage nicht mehr ausweichen können, was nach Merkel kommt. Kronprinzen müssen aufgebaut werden. Das hat die Kanzlerin bislang erfolgreich zu verhindern gewusst. Julia Klöckner ist so eine, die die Partei langfristig in die Zukunft führen könnte. Ihr hervorragendes Ergebnis als Vize ist ein Signal. Doch machen wir uns nichts vor: Aufbruch sieht anders aus.

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