Börsen im Fusionsfieber

Deutsche und Amerikaner planen Mega-Zusammenschluss

Düsseldorf. Wie die Deutsche Mark, würden die Bundesbürger — falls man sie befragen würde — wohl auch gerne ihre Deutsche Börse behalten. Nationale Befindlichkeiten spielen bei der Wertanlage immer noch eine große Rolle. Aber die Verhältnisse sind nicht so. Die Börsen sind weltweit im Fusionsfieber. Und aus den Schwellenländern wie China und Brasilien droht Ungemach. Mit dem enormen Wirtschaftsaufschwung in diesen Ländern wachsen Aktienmarkt und gelistete Firmen enorm.

Für die Frankfurter Börse, die seit längerem unter Wachstumsschwäche leidet, wäre es deshalb vorteilhaft, wenn sie ihre Handelsumsätze mit denen der Amerikaner zusammenwerfen und gleichzeitig Kosten senken könnte.

Auch die Wall Street, die die Finanzkrise ausgelöst hatte und dadurch arg gebeutelt wurde, könnte davon profitieren. Schließlich würden die beiden auf einen Schlag die mit Abstand größte Börse der Welt und eine Art Bollwerk des Westens gegen die Aufstreber aus Asien und Südamerika bilden. Am Ende dürften ohnehin nur noch drei bis fünf große Börsen übrigbleiben. Frankfurt und New York wären gemeinsam dabei und könnten auch noch den Takt vorgeben. Den Computern ist es egal, an welchem Ort der Welt sie stehen, und das Börsenparkett ist überwiegend bereits abgeschafft.

Noch ist der Mega-Zusammenschluss aber nicht in trockenen Tüchern. Die Aktionäre der beiden Unternehmen könnten an der Fusion noch herummäkeln. Oder — was wahrscheinlicher ist — die Aufsichtsbehörden diesseits und jenseits des Atlantiks könnten querschießen. Die jeweiligen Börsenlizenzgeber müssen die Fusion genehmigen. Sie werden mit Argusaugen darüber wachen, dass ihren Finanzplätzen kein Schaden entsteht. Schließlich geht es um viel Geld.

Dass es sich bei der geplanten Fusion bereits um den zweiten Anlauf nach dem 2008 gescheiterten Versuch handelt, muss kein Nachteil sein. Beide Partner dürften daraus gelernt haben und werden das Vorhaben ernsthafter verfolgen. Allerdings haben Weltunternehmen mit Amerikanern einen schalen Beigeschmack. Die Ehe von Daimler und Chrysler — damals „im Himmel geschlossen“ — ist am Ende gescheitert. Wertpapierhandel ist aber etwas völlig anderes als Autoverkauf — es müsste klappen.

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