Meinung Ausbildungsberufe - Imagewandel erforderlich

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“ Schon vor 2000 Jahren zog der griechische Philosoph Aristoteles so über die angeblich dürftige Arbeitseinstellung junger Erwachsener vom Leder.

Hört man das Wehklagen vieler Unternehmen, hat sich an dieser Haltung seitdem nicht viel geändert. Wenngleich das Vorurteil im Einzelfall auch zutreffen mag, sind die Ursachen für das herrschende Missverhältnis auf dem Ausbildungsmarkt aber weitaus komplexer.

Eine wesentliche Rolle dürfte dabei das zunehmende Imageproblem von Ausbildungsberufen in Zusammenhang mit niedrigeren Schulabschlüssen als dem Abitur spielen. Gerade Eltern aus privilegierten Milieus wünschen sich für ihre Kinder mindestens das Abitur, gerne verbunden mit einer anschließenden akademischen Laufbahn. Viele Studien belegen dies. Ausbildungsberufe mit hohem Praxisanteil werden dagegen im Familienrat oft gar nicht erst in Erwägung gezogen. Dabei wäre mancher in einem praktischen Beruf besser aufgehoben, kommt es für den Ausbildungserfolg doch auf ganz andere Faktoren an als auf erstklassige Schulnoten. Trotz groß angelegter Informationskampagnen, Ausbildungsmessen und „Speed-Datings“ für Arbeitgeber und Bewerber ist Schulabgängern die große Vielfalt an Ausbildungsberufen und damit verbundener Karrieremöglichkeiten oft gar nicht bewusst.

Auf der anderen Seite nimmt das Handwerk inzwischen mit Erfolg auch Abiturienten und Absolventen der Fachhochschule in den Blick. So wurden 32 Prozent der Ausbildungsverträge im Handwerk zuletzt mit Vertretern der höheren Schulabschlüsse geschlossen, berichtet die Handwerkskammer Düsseldorf. Früher lag die Zahl stets nur im einstelligen Bereich.

Unternehmen können noch so sehr mit materiellen Anreizen locken — die Ausbildung braucht vor allem eines: gesellschaftliche Wertschätzung.

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