Meinung : Anschlag auf Touristen trifft die Türkei ins Mark
Ein Besuch der Blauen Moschee und der Hagia Sophia gehören fest zum Programm fast jeden Istanbul-Besuchers. Schon am frühen Vormittag stehen Touristen in langen Schlangen vor den beiden Sehenswürdigkeiten, die kaum mehr als einen Steinwurf voneinander entfernt im bei ausländischen Gästen beliebten Stadtviertel Sultanahmet liegen.
Auch wenn es zynisch klingen mag, muss man wohl von Glück sprechen, dass bei dem Bombenanschlag, der womöglich nicht zufällig Deutschen galt, nicht noch mehr Menschen ums Leben gekommen sind.
Genau darauf zielte aber die Attacke — dem Attentäter mit der Körperbombe ging es darum, möglichst viele Besucher zu töten. Dafür sprechen nicht nur Tatort und -zeitpunkt, sondern auch die Metallsplitter, die Ermittler zwischen Toten und Verletzten gefunden haben. Wobei die Bilder von Leichensäcken und Verletzten letztlich Mittel zum Zweck sind — auch das klingt zynisch. Das eigentliche Ziel der Terrorattacke ist der türkische Staat, die Angriffe auf ausländische Gäste treffen ihn an einer seiner empfindlichsten Stellen, dem Tourismus.
Die Hintermänner des Selbstmordbombers kennen die Mechanismen genau, die eine solche Wahnsinnstat auslöst. Bereits wenige Stunden nach der Explosion warnte das Auswärtige Amt deutsche Türkei-Touristen, Menschenansammlungen auf Plätzen und vor touristischen Attraktionen zu meiden. Der Plan der Strippenzieher scheint aufzugehen; Angst ist eine mächtige Waffe.