Meinung AfD muss woanders graben

Die parteinahen Stiftungen sind zumeist nach Politikern benannt, die historische Größen der jeweiligen Strömungen waren. Ob Friedrich Ebert bei der SPD, Konrad Adenauer bei der CDU oder Friedrich Naumann bei der FDP.

Die Grünen als junge Partei behelfen sich mit dem Rückgriff auf einen Schriftsteller: Heinrich Böll.

Auch die Alternative für Deutschland (AfD) will und darf nun eine solche Stiftung gründen, auch sie ist eine junge Partei und hat keine eigenen Vorbilder. Doch anders als die Grünen findet sie keine Kulturschaffenden von Rang, auf die sie sich berufen könnte. Die gibt es schlichtweg nicht, und das hat wohl damit zu tun, dass Kunst und Kultur eher Ausdrucksformen der Menschlichkeit sind und mit Hass auf Minderheitengruppen wenig bis gar nichts anfangen können.

Die AfD muss also woanders graben. Es gäbe neutrale Namen, zum Beispiel „Alternative Stiftung“, so wie es im Saarland auch eine „Union Stiftung“ der CDU gibt (obgleich man dort auch genügend ehrbare christdemokratische Namensgeber hätte finden können). Stattdessen aber haben die Rechtspopulisten offenbar die Absicht, sich an dem Erbe anderer Parteien zu vergreifen.

An Gustav Stresemann. Der war ein Konservativ-Liberaler. Er hat als Außenminister der Weimarer Republik die Aussöhnung mit Frankreich gesucht. Er ist Friedensnobelpreisträger. Er hat mitgewirkt an der Weimarer Demokratie und sie nicht verhöhnt. Er war kein Steigbügelhalter der Nazis. Er hat entscheidend mitgewirkt an der Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund. Angesichts ihrer unklaren Abgrenzung zu ganz Rechtsaußen — siehe Björn Höcke in Thüringen — sollte die AfD vielleicht besser bei jenen suchen, die damals — ob gewollt oder nicht — zum Untergang der Demokratie beitrugen. Reichskanzler Franz von Papen zum Beispiel. Oder Reichspräsident Paul von Hindenburg. Es wäre treffender.

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