Ackermann: Der Banker mit dem Image-Desaster

Ackermanns Leistung als Manager hilft ihm wenig

Als Banker noch richtig geachtete Persönlichkeiten waren, wäre der Abschied eines Chefs der Deutschen Bank nach zehnjähriger Amtszeit ein staatstragender Akt gewesen. Bei Josef Ackermann ist das anders. Das Image der Finanzbranche ist beschädigt, Banker gelten nicht mehr als weise Wirtschaftslenker. Auch normale Mitarbeiter, die einst fälschlich als Bankbeamte bezeichnet wurden, haben Vertrauen verloren. Es ist schon extrem, wenn Kundenberater in die Nähe von Drückerkolonnen gerückt werden und ihren Führungskräften menschenverachtende Abzocke unterstellt wird. Das mag in Einzelfällen zutreffen, doch derart pauschal und überzogen, wie derzeit die Banker-Schelte ausfällt, ist sie ungerecht.

Dass Josef Ackermann an der Spitze der Unbeliebtheits-Skala der Banker steht, hat nur zum Teil mit dieser finanzkritischen Grundhaltung zu tun. Er hat fatale individuelle Fehler gemacht — und damit sich selbst und der Branche geschadet. Er wird den meisten Deutschen nicht als erfolgreicher Manager in Erinnerung bleiben. Mit ihm verbindet man neben verbalen Schnitzern vor allem das unglückliche Foto, auf dem er 2004 beim Mannesmann-Prozess die Finger zum Victory-Zeichen spreizte und breit in die Kamera grinste. Dieses Bild schien nicht nur Ackermanns Missachtung des Gerichts auszudrücken, sondern verpasste ihm den Ruf des gierigen und arroganten Machtmenschen.

Doch abgesehen von so manchem Image-Desaster ist Ackermanns Bilanz seiner zehnjährigen Tätigkeit gar nicht so schlecht. Er hat sich konsequent amerikanische Banken zum Vorbild genommen und es mit harter Arbeit und auch harter Hand erreicht, dass die Deutsche Bank das einzige Institut von Weltrang in Deutschland wurde. Sein Haus kam sogar relativ unbeschädigt durch die Finanzkrise. Einen Schönheitsfehler gibt es zum Schluss jedoch auch: Vom versprochenen Zehn-Milliarden-Rekordgewinn schaffte er nur etwas mehr als die Hälfte.

Wenn jetzt der unbestritten bekannteste, aber auch unbeliebteste Banker in Deutschland geht, wird die Lücke schwer zu füllen sein. Die Deutsche Bank versucht das mit einer Doppelspitze. Ein Konstrukt, das stets wegen drohender gegenseitiger Lähmung und möglichen Kompetenzgerangels Gefahren birgt.

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