Tag des Feuerwehrmannes - Wachkreis 1 "Ohne die freiwilligen Feuerwehren geht es nicht"

Die Herausforderungen werden größer, die Zahl der Einsätze steigt. Mehr als Ersatz: die Rolle der ehrenamtlichen Retter.

Tag des Feuerwehrmannes - Wachkreis 1: "Ohne die freiwilligen Feuerwehren geht es nicht"
Foto: Samla.de

Krefeld. Kaum eine Rettungseinheit stand zuletzt so im Fokus wie die Krefelder Feuerwehr. Der ultramoderne Neubau an der Neuen Ritterstraße ist zum Aushängeschild geworden. Die Besucherströme brechen nicht ab. Die Ausstattung des Standorts hat deutschlandweit Maßstäbe gesetzt — Krefeld ist das neue Vorbild für viele Feuerwehreinheiten. Die unhaltbaren Zustände an der Florastraße sind passé. Man kann getrost sagen, die Feuerwehr Krefeld ist in neue Dimensionen vorgestoßen. Davon profitieren auch die freiwilligen Feuerwehren in Krefeld.

Am Tag des Feuerwehrmanns widmet die WZ den ehrenamtlichen Kräften ein Spezial, bei dem die Einheiten aus Hüls, Traar, Uerdingen, Gellep-Stratum und Fischeln vorgestellt werden. „Ohne die freiwilligen Feuerwehren geht es nicht. Den Kollegen kann man nur Respekt zollen. Unter immer schwierigeren Bedingungen sind die freiwilligen Einheiten ein verlässlicher Partner für die Berufsfeuerwehr Krefeld“, sagt Krefelds neuer Feuerwehrchef Andreas Klos.

Die Worte hört man bei den Löschgruppen und -zügen gerne. Doch trotz der Anerkennung für ihren Einsatz haben die ehrenamtlichen Retter immer wieder mit strukturellen Problemen zu kämpfen. „Vom personellen Nachwuchs bis hin zu Unterbringung und Ausstattung: Es wird immer schwieriger“, sagt Florian Bolze. Der 35 Jahre alte Brandoberinspektor musste jahrelang mit seinen Kameraden darum kämpfen, eine neue Unterkunft für die Löschgruppe Traar zu bekommen. Jetzt ist es endlich soweit, 2020 soll mit dem Neubau an der Ecke Moerser Landstraße/Buscher Holzweg begonnen werden. „Es wird auch Zeit“, sagt Bolze.

Die Feuerwehr gehört zu Traar: Dieses Foto entstand 1928 vor der Wache an der Moerser Landstraße. Foto: Andreas Bischof

Die Traarer fühlten sich in den vergangenen Jahren von der Verwaltung im Stich gelassen. Weil auch die Suche nach dem Nachwuchs immer komplizierter wird, ist die ehrenamtliche Arbeit für die freiwilligen Feuerwehren längst zum Vollzeitjob geworden. „Der Wohnraum in Traar und Verberg ist in den vergangenen Jahren so teuer geworden, das können sich junge Erwachsene und Familien kaum noch leisten“, sagt Michael Rips, stellvertretender Löschgruppenführer in Traar. Die Verbundenheit zum Ort gehe ein Stück weit verloren. Dabei sei gerade die Nähe zum eigenen Ortsteil für eine freiwillige Feuerwehr unerlässlich, findet Bolze.

Andreas Klos, Chef der Berufsfeuerwehr Krefeld

Ähnlich sieht man die Situation in Fischeln. Mit 48 Mitgliedern und 16 Aktiven in der Jugendfeuerwehr bildet die Mannschaft von Löschzugführer Burkhard Wissmanns nach Hüls die mitgliederstärkste Einheit der freiwilligen Feuerwehren in Krefeld. „Unser großes Plus ist sicherlich die räumliche Nähe zum Ortsteil“, sagt Wissmanns.

Die Mitglieder des Löschzugs würden sich fast ausnahmslos aus Fischelnern zusammensetzen. Die kurzen Wege würden auch die Nachwuchsarbeit begünstigen. Doch auch in Fischeln reichen die räumlichen Voraussetzungen nicht mehr aus. Ein Umzug steht an. In drei bis vier Jahren wird die freiwillige Feuerwehr Fischeln auf das Gelände des ehemaligen Verkehrsübungsplatzes an der Erkelenzer Straße Ecke Kimplerstraße ziehen. „Wir sehen dem Umzug mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen“, beschreibt Colin Passmann die derzeitige Gefühlslage vieler Kollegen.

Denn die neue Wache wird zwar deutlich moderner gestaltet, ist aber auch ein Stück weit vom Ortszentrum entfernt. Bei vielen Veranstaltungen in Fischeln öffnen die Rettungskräfte einfach ihre Tore an der Kölner Straße und haben immer regen Zulauf. „Das wird in Zukunft sicherlich nicht mehr so einfach sein“, sagt Passmann. Teilen müssen sich die Ehrenamtler ihr neues Areal mit dem Rettungsdienst, der mit mehreren Fahrzeugen ebenfalls an der Erkelenzer Straße einen weiteren Standort erhält.

Colin Passmann ist Berufsfeuerwehrmann. Nach dem Dienst ist er für die Freiwillige Feuerwehr tätig. Foto: Andreas Bischof

In Oppum hat man den Umzug schon hinter sich und kann den Stress der Kollegen nachvollziehen. „So ein Standortwechsel ist natürlich immer in gewisser Weise auch ein Neuanfang“, sagt Oppums Löschgruppenführer Tobias Hoffmann.

Deshalb haben sie in Oppum 2011 viele Relikte aus der alten Wache mit in den Neubau an der Heinrich-Malina-Straße genommen. An den Räumen in Oppum sollen sich andere Neubauten für weitere Einheiten orientieren. Kostenpunkt: 1,88 Millionen Euro. Doch der Preis lohnt sich.

Ausreichend Platz für Personal und Fahrzeuge, technisch optimal ausgestattete Schulungsräume und Büros für die Löschgruppenleitung: Die Professionalität spiegelt sich seit den Neubauten in Hüls und Oppum auch in der Ausstattung der Ehrenamtler wieder. Eine Grundvoraussetzung, wie beim Blick auf die Einsatzstatistik der freiwilligen Feuerwehren deutlich wird. „Wir sind genauso gut ausgebildet wie die Kollegen der Berufsfeuerwehr“, sagt Hoffmann.

Am Einsatzort arbeiten Freiwillige und Berufswache Hand in Hand. Ein Beispiel gefällig: Beim Häuserbrand an der Breite Straße vor rund vier Wochen steigt ein Feuerwehrmann auf das Dach des brennenden Hauses, um die Glutnester unter den Ziegeln freizulegen. Es ist ein Mitglied der freiwilligen Feuerwehr Oppum, der dort aus dem Korb des Drehleiterfahrzeugs der Berufsfeuerwehr aussteigt. „Wir werden als gleichwertige Kollegen angesehen und meistern die Aufgaben zusammen“, sagt Hoffmann.

Nur in einem Fall sind sich die Feuerwehrleute dann doch nicht immer einig. „In Oppum fiebern wir mit dem KFC Uerdingen mit und hoffen auf den Aufstieg. Die anderen Fußballfans haben es nicht leicht“, lacht der Oppumer Löschgruppenführer.

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