Zuschauer als Drohnen-Piloten
Das Projekt „Rimini Protokoll“ verlegt das Lagezentrum des Weißen Hauses mitten in die Bochumer Turbinenhalle.
Bochum. Wer glaubt, er könne in der Bochumer Turbinenhalle gemütlich in einen Theatersessel sinken, der irrt. Denn in „Situation Rooms“ (auf deutsch etwa: Lagezentrum), der Eröffnungs-Produktion der Ruhrtriennale, muss sich der Zuschauer bewegen. 90 Minuten lang wird er getaktet durch Befehle und Bilder auf einem Tablett-PC, mit dem er von einem Raum in den nächsten läuft, treppauf treppab. Er stößt auf Flüchtlinge, Scharfschützen, Kartell-Gangster, Kriegsfotograf und vieles mehr.
Keine Schauspieler, sondern „Experten des Alltags“, wie in fast allen Doku-Stücken des Performance-Projektes Rimini-Protokoll, treten in Erscheinung. Das innovativ originelle Autoren-Regie-Team von Helgard Haug, Stefan Jaegi und Daniel Wetzel lässt die Figuren in „Situation Rooms“ nicht real, sondern virtuell auftreten — und mit dem Zuschauer kommunizieren.
In einem engen Zimmer erzählt eine Libyerin von ihrer Flucht auf einem Boot mit Kindern und vom Leben in einem überfüllten Übergangsheim. Es riecht nach Roter-Bete-Suppe, die auf einer Herdplatte köchelt. Sieben Minuten verbringt der Zuschauer in der Koje, hört Kinder schreien und wird aufgefordert, die Suppe zu löffeln, bevor er im nächsten Raum landet.