Tatort-Kritik Tatort: Blut - Lürsen und Stedefreund auf Vampirjagd in Bremen

Ein Vampir treibt sein Unwesen in Bremen. Kommissar Stedefreund verwandelt sich fast selber in einen. Trotzdem ist der neue Tatort überraschend gut.

 Die Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) suchen im Park nach Spuren.

Die Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) suchen im Park nach Spuren.

Foto: dpa/Christine Schröder

Sabine Postel spielt seit fast 22 Jahren die Hauptkommissarin Inga Lürsen im Bremer Tatort. Erst kürzlich äußerte sie in einem Interview Kritik an dem Format. Die Anzahl der Ermittlerteams seien zu hoch, die Kommissar-Kollegen seien häufig zu jung für das öffentlich-rechtliche Publikum und nicht zuletzt kritisierte sie Tatort-Experimente. Besonders der Improvisations-Tatort „Babbeldasch“ kam nicht gut weg.

Nun ist der neue Tatort aus Bremen ausgestrahlt worden und die Fakten sprechen doch für ein weiteres filmisches Experiment aus der Krimi-Reihe. Ein Vampir zieht durch die dunkle Bremer Nacht und beißt unbescholtenen Bürgern in den Hals, trinkt ihr Blut und lässt sie tot zurück. Als schließlich Kommissar Stedefreund den Biss des Vampirs überlebt, steht seine Transformation in ein Geschöpf der Nacht kurz bevor. Wie schon im letzten Jahr zeigt die ARD Ende Oktober einen Halloween-Tatort mit Horrorelementen und wieder ist das Ergebnis sehr gelungen. Denn trotz der sehr obskuren Handlung, gelingt der Spagat zwischen klassischem Tatort und liebevoll eingesetzten Horrorelementen ausgezeichnet. Bessessene Schreie, flackerndes Licht, unheimliche Fieberträume, der Tatort lässt kein Grusel-Klischee aus. Aufgelockert mit der richtigen Portion Selbstironie (“Wir suchen jetzt ernsthaft einen Vampir?“) und mit der nordisch-nüchternen Art von Hauptkommissarin Lürsen kippt der Tatort nie ins alberne.

Da die Zuschauer die Täterin schon von Beginn an kennen, bleibt genug Zeit, um ihre komplexe Psychose und Vorgeschichte zu erzählen und parallel dazu Stedefreunds Verwandlung auf dem Krankenbett mit allerlei Fieberträumen und Wahnvorstellung auszuschmücken. Angeheizt von einem Germanistik Professor glaubt der Kommissar bald wirklich zu einem Vampir zu werden und das so intensiv, dass man als Zuschauer auch schon fast dran glauben möchte. Der Tatort „Blut“ ist durchgehend spannend und unterhaltsam. Ein guter Krimi.

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