Kino : So realistisch ist der neue Jurassic-World-Film
Paläontologen aus NRW haben die Trailer zum neuen Kinofilm "Jurassic-World II" analysiert.
Düsseldorf. Das Wort „episch“ wird im Internet inflationär verwendet, insbesondere, wenn offenkundig über etwas Herausragendes berichtet wird. Eine wahrlich epische Filmszene bringen Regisseur J. A. Bayona und die Produzenten Steven Spielberg und Colin Trevorrow ab 6. Juni in die Kinos: Dann startet „Jurassic World II — Das gefallene Königreich“. Besagter Filmmoment zeigt den Ausbruch eines Vulkans auf einer Pazifikinsel. Dinosaurier rennen fluchtartig zum rettenden Ozean. Auch die Hauptfiguren Owen Grady (Chris Pratt) und Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) flüchten vor der Lava. Bis sich ihnen ein fleischfressender Saurier namens Carnotaurus in den Weg stellt. Es bleibt die Frage: Verbrennen oder aufgefressen werden? Bevor beide eine Antwort finden, rettet der eigentliche Star der Jurassic-Park-Reihe in letzter Sekunde die menschlichen Inselbesucher vor dem Tod.
genannt, streckt den Kontrahenten mit einem Nackenbiss nieder und brüllt triumphierend in den Himmel. Selbstverständlich wurde diese Szene auch für das Filmplakat gewählt. Allein der erste Trailer der Produktionsfirma Universal Pictures wurde bisher auf Youtube weltweit 50 Millionen Mal aufgerufen. Der Vorgänger „Jurassic World“ aus dem Jahr 2015 zählt zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten.
Die Filmemacher beteuern, wie vor jedem der bisher vier Teile, dass das Wissen von Dinosaurier-Experten in die Story eingeflossen ist. In der Vergangenheit stand US-Paläontologe Jack Horner dem Team beratend zur Seite. Seine Expertise soll auch im fünften Teil garantieren, dass die Darstellung der Urzeit-Viecher realistisch ist und den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft entspricht. Um dies zu überprüfen, hat unsere Zeitung zwei Paläontologen aus NRW befragt, die die bisher veröffentlichten Filmtrailer einer kritischen Analyse unterzogen haben.
Martin Sander, Paläontologe und Leiter des Goldfuß-Museums im Steinmann-Institut der Universität Bonn, sowie Achim H. Schwermann, Paläontologe des LWL-Museums für Naturkunde in Münster, haben sich das Bildmaterial angeschaut. Ihr Urteil fällt vernichtend aus. „Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat sich bei Jurassic World II nichts getan. Das Wissen über Dinosaurier stammt aus dem Jahr 1993“, sagt Sander. Vor 25 Jahren erschien mit „Jurassic Park“ unter der Regie von Steven Spielberg und der Romanvorlage „Dino Park“ von Autor Michael Crichton die Mutter aller moderner Dinosaurier-Filme.
Neben lebensechten Nachbildungen von T-Rex und Co., die per Animatronic bewegt wurden, erzeugten Computer-Animationen der prähistorischen Tiere Gänsehaut beim Kinogänger. So wurden vogelähnliche Dinosaurier wie der Velociraptor als hochintelligente, soziale und flinke Wesen dargestellt. Dieses Bild führten die Filmemacher auch in den darauffolgenden Streifen fort, ohne jedoch dem äußeren Erscheinungsbild des Raubsauriers ein Update zu verpassen. „Wir wissen heute, dass die vogelähnlichen Dinosaurier Federn trugen. Im neuen Film kommen die Raptoren weiterhin recht nackt in einem Schuppenkleid daher“, kritisiert Schwermann. Warum vor drei Jahren mit dem Start der neuen Trilogie „Jurassic World“ nicht auch gleich das überarbeitete Dinosaurier-Bild vermittelt wurde, dafür hat Schwermann nur eine Erklärung: „Als Kinofreund möchte man Kontinuität.“ Ein Raubsaurier, der auf einmal Federn trägt, sei den Produzenten augenscheinlich ein zu großes Risiko gewesen.