Schwerstarbeit im Kölner Schauspiel

Neuer Intendant Bachmann inszeniert „Der Streik“.

Köln. Diese Schauspieler leisten Schwerstarbeit. Sie schaufeln Schotter, verlegen Schwellen und wuchten Schienen. Das dauert. Der neue Intendant Stefan Bachmann lässt die Darsteller in seiner ersten Inszenierung eine Eisenbahnstrecke bauen — vor den Augen der Zuschauer. Damit wird das Depot 1, ein ehemaliges Kabelwerk und jetzt die Ausweichspielstätte des Kölner Theaters im Stadtteil Mülheim, wieder zur Produktionsstätte. Es sind Bilder mit großer Symbolkraft, die Bachmann im Laufe von vier Stunden in der nackten Industriehalle schafft.

Der Stoff, den sich der neue Hausherr dafür ausgesucht hat, ist sperriges Material. 1954 schrieb die US-Autorin Ayn Rand den Roman „Der Streik“, ein bis heute in den USA gefeiertes, über 1000 Seiten starkes Werk. Eine Bibel für Kapitalismus-Anhänger. Erzählt wird von Dagny Taggart, einer Frau, die eine Eisenbahnlinie baut und für die nur eins zählt: der Gewinn. „Ich habe es mir verdient“, lautet ihr Credo. Überzeugend glatt und kalt wird sie gespielt von Melanie Kretschmann, Bachmanns Ehefrau. Gegen die harte Lady kämpft der Staat mit Kontrollwahn. Wortgewaltige Plädoyers der „Verstandesmenschen im Streik“, wie sich die Öl-, Profit- und Glücksucher um Taggart nennen, fordern Widerwillen im Publikum heraus. Vorträge, in denen man sich beim Zuhören jedoch allzu oft verliert. Sehr gelungen hingegen die poetischen Bühnenbilder, die Bachmann mit Wild-West-Musik unterlegt. Schwerstarbeit gleich zu Anfang.

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