Pest bis Corona : Schau in Hildesheim über den Fluch der Seuchen
Hildesheim Infektionskrankheiten fordern seit jeher mehr Todesopfer als Kriege oder Naturkatastrophen. Vor Corona hatten das vor allem in der westlichen Welt viele verdrängt. Ein Museum plant eine gigantische Ausstellung über die Gefahren von Bakterien, Viren&Co.
Pest, Cholera, Spanische Grippe: Seit Jahrtausenden werden Menschen von Seuchen heimgesucht. Als die medizinischen Ursachen noch unbekannt waren, wurden Krankheitsausbrüche in der Regel als Schicksal oder Strafe Gottes interpretiert.
Eine Ausstellung mit dem Titel „Seuchen - Fluch der Vergangenheit, Bedrohung der Zukunft“ im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum beschäftigt sich von Ende August an mit Infektionskrankheiten und ihrer Bekämpfung seit der Antike.
Schon 2018 begannen die Planungen für „Seuchen“, als noch niemand ahnte, dass ein Virus namens Sars-CoV-2 den Lauf der Welt verändern würde. „Unsere Ausstellung hat eine unglaubliche Aktualität bekommen“, sagt Kurator Oliver Gauert im verwaisten Museum, wo in den kommenden Monaten auf mehr als 1800 Quadratmetern die gigantische Schau aufgebaut wird. Es handele sich um die größte Ausstellung, die jemals zu dem Thema gezeigt worden sei, sagt Gauert.
Die Besucher erwartet unter anderem ein Einblick in ein Pesthospital des Mittelalters sowie in das nachgebaute Labor von Paul Ehrlich (1854–1915), in dem er sein Heilmittel gegen die Syphilis, das Salvarsan, entwickelte. „Wir zeigen das Leid und die Tragödien, die Seuchen über die Menschheit brachten, aber auch die Erfolge der Medizin“, sagt Gauert, der für das Projekt zahlreiche Mitstreiter gewinnen konnte. So sind unter anderem das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, das Paul-Ehrlich-Institut sowie die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) beteiligt.
„Die Ausstellung soll ein Gefühl dafür geben, wie Seuchen die Menschheitsentwicklung bestimmt haben, sei es die Pest im frühen Mittelalter oder die Tuberkulose bis in die Neuzeit“, sagt der Lungenspezialist und Infektionsforscher Tobias Welte als Vorsitzender des Beratergremiums. „Infektionserreger wird es immer geben. Ziel ist nicht, diese zu überwinden, sondern mit ihnen leben zu lernen“, betont der vielfach ausgezeichnete MHH-Wissenschaftler.