Roman Polanski - Versessen aufs kleinste Detail

Eine Schau im Filmmuseum Düsseldorf zeigt Roman Polanskis Leben und Werk.

Düsseldorf. "Film ist eine Schlacht, Film ist Krieg." Leicht hat es sich Roman Polanski nie gemacht, das Leben ihm aber auch nicht: Aufgewachsen als Jude im Warschauer Ghetto, konnte er der Verfolgung der Nazis nur entgehen, weil Polen ihn versteckten. Seine hochschwangere Frau Sharon Tate wurde 1969 in Los Angeles ermordet, und er selbst sitzt seit Monaten in der Schweiz unter Hausarrest wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen, die 30 Jahre zurück liegt. Jeder Film mit so einem Drehbuch würde komplett überfrachtet wirken.

Leben und Werk des französisch-polnischen Regisseurs stehen im Zentrum einer Ausstellung des Filmmuseums Düsseldorf. Die Pläne zu der Schau gab es schon vor dem Wirbel um Polanski. Denn er ist und bleibt einer der erfolgreichsten und stilbildendsten Regisseure unserer Zeit. In den Kinos ist momentan "Der Ghostwriter" mit Ewan McGregor und Pierce Brosnan zu sehen, der beweist, dass Polanski auch mit 77 Jahren psychologisch genau inszenieren kann.

200 Exponate versammelt die Ausstellung im Filmmuseum, und man merkt, wie der neue Leiter Bernd Designer frischen Wind in das Haus bringt. Die Ausstellung beginnt mit einem starken Eindruck: Wie damals im Ghetto betritt man einen engen Verschlag und lernt auf Tafeln, dass Polanski heimlich Filme der Nazis sah - und sich unsterblich in Marika Rökk verliebte. Aufnahmen der verschneiten Landschaft von Wysocka, wo er versteckt den Zweiten Weltkrieg überlebte, lassen bereits Szenen von "Tanz der Vampire" erahnen. Denn auch wenn Polanski stets autobiografische Züge in seinen Filmen verneinte, kann man diese durchaus entdecken.

Polanski war ein akribischer Arbeiter, ein Besessener jedes Details seines Berufs, den er an der berühmten Filmschule in Lodz erlernte. Die Karriere, die sich anschloss, ist beachtlich. Schließlich entstanden Meisterwerke quer durch die Genres: von "Tanz der Vampire" (1967), "Rosemaries Baby" (1968) über "Chinatown" (1974), "Der Mieter" (1976) und "Frantic" (1988) bis zu "Der Pianist" (2002), wofür er den Regie-Oscar erhielt, bis zu dem aktuellen Film "Der Ghostwriter", von dem die Ausstellung das Modell des Hauses am Strand zeigt. Das Filmmuseum versammelt zu allen Filmen zahlreiche Fotos, Filmstills genauso wie Aufnahmen vom Set. Der gelernte Schauspieler Polanski mischte sich in alles ein, wollte die Kontrolle über den Entstehungsprozess eines Filmes haben.

Davon zeugen auch die Drehbücher, Storyboards, Schnittprotokolle und Produktionsnotizen, die sein Scriptgirl Sylvette Baudrot für diese Ausstellung erstmals zur Verfügung gestellt hat. Eine Kamera aus der Filmschule Lodz und das Originalkleid der "Tess", die Nastasja Kinski im gleichnamigen Film spielte, geben zusätzliche Einblicke in die Arbeit am Set eines Films.

Eine Ecke der Ausstellung widmet sich den wiederkehrenden Motiven der Filme Polanskis: Bilder versammeln "Heimliche Blicke", "Löcher in der Wand" oder "Rauchzeichen", ohne zu erklären, aus welchen Filmen diese Szenen stammen. Jeder Besucher ist selbst aufgefordert, seine Erinnerung zu durchstöbern und Assoziationen herzustellen.

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