„Late Late Show“ Paul McCartney bei „Carpool Karaoke“: Wie James Corden für 24 glückliche Minuten sorgt

James Corden hat mit „Carpool Karaoke“ ein einzigartiges Interviewformat geprägt. Derzeit rührt er mit Paul McCartney Millionen.

 McCartney hat Corden durch seine Heimatstadt Liverpool geführt. Foto: Craig Sugden/Press Association Images/dpa

McCartney hat Corden durch seine Heimatstadt Liverpool geführt. Foto: Craig Sugden/Press Association Images/dpa

Foto: Craig Sugden

Düsseldorf. Einen meist gelungenen Gag hat James Corden immer auf Lager, bevor die Autofahrt beginnt. „Bist du sicher, dass du fahren kannst?“, fragt er seinen Gast im Off. „Ich fühle mich ein bisschen unbehaglich.“ Dann wechselt die Kamera zum Fahrersitz und man sieht den blinden Stevie Wonder hinter dem Steuer grinsen. „Es kann losgehen.“ Aber vor dem Start tauschen sie sicherheitshalber doch noch die Plätze.

Es ist eine Wonne, James Corden zuzusehen. Weil er originell ist. Weil er gut singen kann. Und weil er die Gäste seines Formats „Carpool Karaoke“ wirklich wertschätzt und ihnen deshalb in der Intimität seines Autos in Kombination mit seinem Charme immer wieder Überraschendes entlockt. Die Sängerin Adele beispielsweise erzählt, begleitet von ihrer unvergleichlichen Lache, die man bei weniger berühmten Menschen vermutlich dreckig nennen würde, dass sie bei der Aufnahme ihres Welthits „Hello“ selbst Schlagzeug spielt.

James Corden über den Kirchenchor von Paul McCartney

Seit der heute 39-jährige Schauspieler, Autor und Komiker 2015 die Moderation der Late Night Show des US-Senders CBS übernommen hat, ist das Video aus dem Auto fester Bestandteil der Sendung — meist eingebettet in die Geschichte, dass er mal wieder in Los Angeles im Stau steht und eine berühmte Persönlichkeit zum Mitfahren (Carpool = Fahrgemeinschaft) sucht, um die dafür reservierte Sonderspur nutzen zu können. Dann streifen er und sein Promi-Gast eine Weile durch die Gegend, unterhalten sich und schmettern dabei immer wieder Hits des jeweiligen Beifahrers.

„Carpool Karaoke“ ist so nicht nur zur Blaupause für inflationär verbreitete und meist deutlich unoriginellere Autointerviews geworden, sondern hat es über den eigenen Youtube-Kanal auch zu einem Dauerbrenner im Netz geschafft. Das Adele-Video vom Januar 2016 verzeichnet bis heute gut 182 Millionen Klicks.

Mag sein, dass es Corden mit seinem jüngsten Gast schafft, in ähnliche Erfolgsgefilde aufzusteigen. Jedenfalls ist die mit fast 24 Minuten ungewöhnlich lange und auch ungewöhnlich rührende Tour mit Ex-Beatle Paul McCartney innerhalb weniger Tage zum Renner geworden, dem schon gut 20 Millionen Internetnutzer erlegen sind.

Diesmal führt die Fahrt nicht durch L. A., sondern durch McCartneys Heimatstadt Liverpool. Corden beginnt seine Suche nach einem Mitfahrer am Handy mit einer Variation der berühmten Beatles-Zeilen: „I need somebody. Not just anybody. Can you please, please help me?“ — und dann sitzt die 76-jährige Legende auch schon neben ihm. Der erste gemeinsame Song — na klar: „Drive my car“.

Kurz darauf biegen sie in die Penny Lane ein, und das ist spätestens der Moment, in dem man alle seine alten Beatles-Platten hervorkramen und in Erinnerungen schwelgen möchte. McCartney signiert derweil eines der aus Wirtschaftlichkeitsgründen längst nur noch aufgemalten und daher nicht mehr zu stehlenden Straßenschilder mit dem legendären Namen, zeigt im Vorbeifahren auf die Kirche, in deren Chor er einst sang. Und Corden ruft aus tiefstem Herzen aus: „Dankt Gott für diesen Chor — und die Stimme, die er uns geschenkt hat!“

Man darf die beiden zum besungenen Friseur begleiten und in das Haus, in dem McCartney seine Jugend verbrachte. Und am Ende wünscht man sich, auch zu den Pub-Besuchern gehört zu haben, die von den beiden mit einem Jukebox-Gag überrascht werden. Wer Geld einwirft, wird mit einem sich öffnenden Vorhang belohnt, hinter dem der Beatle einen seiner Songs spielt. Dieser Glücksmoment lässt sich nicht wiederholen. Aber das Video — wieder und wieder. Für 24 glückliche Minuten.

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